Visage

Das lustigste auf dieser Veranstaltung im Auswärtigen Amt neulich, das war gegen Ende, diese eine Situation, wo jener junge Mann, offenbar auf sympatische Weise ahnungslos, nach einer längeren Erläuterung von Einstellungskriterien im Hause seitens eines Angestellten, voll Aufrichtigkeit gefragt hat, welche Qualifikation und Tests denn der Bundesaußenminister zwecks Erlangung seines Amtes besaß bzw. ablegen mußte. Daß der Großteil der versammelten Mischung aus einerseits aktentaschenausführenden Pullunderträgern und andererseits Ohringtragenden Adidaskaspern die Frage mit agressivem Spott und Hand auf die Stirn klatschen quittierte, verwunderte nicht weiter. Als man nach beendeter Veranstaltung jedenfalls wieder im recht pompösen Foyer der Behörde stand, wußte man nicht, wer nun mehr zum Unsympathen taugt, der Außenminister der auch als Außenminister nicht auf seinen WG-Kosenamen verzichten will, oder die Typen, die halt mit einem auf die selbe Universität gehen, und die immer so Hyänenmäßig, alta ey, darauf warten, daß jemand dümmer ist als sie selbst, und die sich dann, halt so, wenn der Fall eintritt, selbst von der Kette lassen. Mensch Meier du ey!

Visage hieß eine Popgruppe Anfang der 80er Jahre, die für die allzeit kompetente Musikkritik den Übergang vom New Wave zu den New Romantics markierte. Ihr 'Fade to grey' war, wie passend, eine Art abgefilmter Visagistenlehrgang. Folgten noch etliche ziemlich gruselige Sachen, 'Dr. Mabuse' etwa, und diese ganze Adam Ant–Sache sollte man auch nicht überbewerten. Und von da ist es nur ein kleiner Schritt zu Tears vor Fears.