Urinsteinentferner
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Obwohl ich mich inzwischen in manchen Aspekten des täglichen Lebens halb freiwillig unter das Joch der Vernünftigkeit habe spannen lassen, so gibt es doch Örtlichkeiten, an denen diese schlagartig von mir abfällt wie ein zu enger Anzug und ich mich geradezu rauschhaft dem Hier und Jetzt hinzugeben weiß. (Kleine Kunstpause)
Ich spreche zum Beispiel von der METRO, jenem mitnichten immer preisgünstigsten doch in der Vielzahligkeit seines Angebotes schier atemberaubenden Großhandel, dessen Düsseldorfer Niederlassung wir aufgrund eines längst abgelaufenen Milchscheins meines Gemahls immer noch zu besuchen berechtigt sind. Sobald wir die Schleuse passiert haben, verwandele ich mich in einen HarpoMarx-artigen Kobold, der zum kopfschüttelnden Amusement seines Begleiters plötzlich mit einem meterhohen Turm aus etwa 40 Tortenböden anbalanciert kommt, kurz abgestellte Einkaufswägen fremder Kunden mit Dutzenden Packungen von OB-Maxis bestückt, oder lauthals das Fehlen 20 weiterer Ingwerpackungen beklagt. Vor einiger Zeit ächzte ich im Rahmen einer solchen unbezahlten Performance mit etwa 20 Litern Urinsteinentferner durch die Sanitärregale, was einen sympathischen gestuckten Doppelzentner, den ich der Bratwurstbranche zugeordnet hätte, zu dem launigen Kommentar veranlasste: »Na, Jünxken, da hässt ewwer noch ne jote Weil zu schiffen met...«