Tauchtiefe
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Die Vagina hat, in leerem Zustand, durchschnittlich eine Länge von 7,5 bis 10 cm. Die erstgenannte Zahl gilt hierbei für die Messung der vorderen Wand, also bis zum Scheidenteil der Gebärmutter, die zweite für die bis an das hintere Scheidengewölbe. Als brauchbare Tiefe des Vergattungskanals können wir also im Durchschnitt 10 cm annehmen.
Die mittlere Länge des erigierten Penis, an seiner Dorsalseite gemessen, ist 15 cm.
Mittelgröße bei beiden Beteiligten vorausgesetzt, besteht also zwischen männlichen und weiblichen Vergattungsorganen ein gewiß nicht unbedeutender Längenunterschied.
Wie wird dieser ausgeglichen? — Erstens dadurch, daß in der Regel der Phallos nicht in seiner vollen Länge in die Vagina eindringt. Nur bei gewissen Haltungen der Paarenden findet ein tieferes Eindringen als sonst — fast völlig, bis zum Ansatz des Penis — statt. Zweitens durch die Dehnbarkeit der Vagina; wenn diese auch individuell sehr verschieden ist, so ist sie doch im allgemeinen ziemlich beträchtlich. Demgegenüber ist aber zu bedenken, daß die Kontraktion der Muskulatur der Scheidenwand und namentlich die der Längsfaserschicht in entgegengesetztem, also in verkürzendem Sinne wirksam sein kann. Im allgemeinen behält dabei die Dehnungsfähigkeit die Oberhand. Bei kräftiger Entwicklung der Vaginalmuskulatur aber ist es möglich, daß während sehr starker sexueller Erregung, also besonders im Augenblick des Eintretens des Orgasmus, der letztgenannte Faktor überwiegt. Wenn zu gleicher Zeit damit der Phallos, z. B. bei bestimmter Stellung und Haltung der Beteiligten, Gelegenheit hat, besonders tief vorzudringen, kann auch zwischen den durchaus normalen Organen ein Mißverhältnis entstehen. Wenn das besonders tiefe Vordringen ein ungestümes Vorstoßen ist, kann dieses Mißverhältnis zu einem Riß in der Tiefe der Vagina führen.
Aus: 'Die vollkommene Ehe — Eine Studie über ihre Physiologie und Technik' von Henry van der Velde, 38te [!] Auflage 1929, S. 191–192