Rotglut
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Im Kühlschrank wird in den hinteren Regionen leicht mal was übersehen.
In diesem Fall waren es vier Eier, die dort wenigstens zwei Monate
vergeblich auf ihre Verwendung gewartet hatten. Nun ja, für was hat man
schließlich einen Hund, der wird sich garantiert drüber freuen, aber
vorsichtshalber gibts die Leckerli nur gründlich gekocht; zehn Minuten
sollten reichen.
"Zehn Minuten sind natürlich viel zu lang, um ein paar Eiern beim Kochen
zuzusehen, das reicht für einen kurzen Ausflug in den Blaster." denk ich mir.
Während ich also vor mich hin blastere, steigt mir leckerer Bratenduft in die Nase.
"Aha, bei Nachbars wird gekocht. Riecht man selten so deutlich, liegt wohl
an der Windrichtung.» und kurze Zeit später «Jetzt ist der Braten angebrannt."
Wieder vergehen ein paar Minuten. Plötzlich schrillt der Brandmelder mit einem
Höllenlärm durch die Wohnung und gleichzeitig zuckt mir wie ein Blitz das
Wort »Eier« durchs Hirn.
In Rekordzeit bin ich in der Küche. Das Schauspiel, das sich mir bietet, ist
beeindruckend. In ca. zwei Metern Höhe schwebt eine hochnebelartige Wolke
unter der Küchendecke. Die Eier haben sich in schwarz-braune Halbkugeln
verwandelt, von denen sich als letzter Abschiedsgruß Rauchwölkchen nach
oben kräuseln. Der Topf offenbart mit weit aufklaffendem Boden seine
Sandwichbauweise. Und die Herdplatte beleuchtet sie ganze Szenerie
mit sanfter Rotglut.