Reha
Bewertung: 1 Punkt(e)Heute Nachmittag fuhr ich in ein Industriegebiet, um in einem Fachgeschäft für Reha–Zubehör (was ja in der Tat besser als Prothesenmacher oder Sanitätshaus klingt) einen Rollstuhl zum Tunen abzugeben. Ich war schon vorgewarnt, daß auf ein und derselben Straße gleich zwei solche Läden sind, die zudem fast gleich heißen. Natürlich bin ich statt zur Reha–Hilfe doch zuerst bei der Reha–Zentrale gelandet (oder umgekehrt) und mich traf fast der Schlag, als ich den Nacken des Telefonisten sah. Ein Afrikaner, dem Akzent nach, vielzentnerschwere nubische Schönheit, Schultern zum Niederknien. Und an den Rollstuhl gefesselt, was ja in der Branche eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit sein sollte. (Daß die Quote erfüllt wird, meine ich.) Von ihm einige Ecken weiter verwiesen – ich sog jedes Wort auf wie ein Ertrinkender, obwohl die vermutlich alles andere als Saugen im Sinn haben, gut, ich griff also nach seinen Worten wie ein Verdurstender – gelangte ich in die zweite Orthopädiewerkstatt, um dort gleichfalls einen bildschönen Afrikaner an der Rezeption anzutreffen. Die sehr divergenten Empfindungen, die mich bei dieser Dopplung bewegten, seien der Phantasie des Lesers überlassen.