Poststation
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Ein Postpaket aus Köln am Rhein
wollt Montags auf die Reise.
Es wollte aufgegeben sein,
und zwar auf diese Weise:
Frankiert, beschriftet und geschnürt -
zweimal quer und einmal lang -
sodann zur Poststation geführt
und aufgestellt im Hofzugang.
Es würd befördern, wie bestellt,
was man ihm anvertraute.
Ob zur »Schääl Sick«, ob in die Welt,
die große, weite, laute.
Es träumt das gelbe Postpaket
den Samstag, Sonntag, lange Zeit
und als um Neun die Tür aufgeht,
ist es zur Aufgabe bereit.
Da steht es, steht es, steht es noch,
als schon die Mittagspause naht.
Was war denn nur? Es wäre doch
so fertig, brauchbar und parat?
Auch Nachmittags, ihr ahnt es schon,
war niemand da der 's haben wollt.
Bei Schalterschluss, beim Glockenton,
hat es sich dann davongetrollt.
Es wollt nicht mehr, es weinte nur,
war traurig und unheilbar krank.
Nahm sich die Postpaketenschnur,
erhängte sich am Postfachschrank.
Da baumelt es, ist blau verfärbt
und wurd auf diese Weise
nie polyglott, hat nichts vererbt,
starb heimlich, still und leise.
Ein Postpaket aus Köln am Rhein
wollt Montags auf die Reise.
Das Leben aber ist ein Schwein
und Montage sind Scheisse.