Penne

Ich habe meine Schule nie Penne genannt, ich glaube, das sagen auch nur Leute, die sich freiwillig und ganz ohne Drogen die Pauker–Filme mit TheoLingen ansehen. Ich habe auch italienische Nudeln nie Penne genannt, denn abgesehen von den gefüllten Sorten ist es doch eigentlich herzlich egal, wie die Dinger geformt sind, da ist ja meistens sowieso ein Sichtfenster drin, und im Lokal werde ich für eine korrekte Nudelzuweisung auch nicht unbedingt freundlicher bedient, ich sage auch doppelter Espresso statt espresso doppio, genauer gesagt sage ich eigentlich beides nicht, wieso soll ich denn vier Euro für das Zeug bezahlen, und zu Hause blinkt mich meine Espressomaschine freudig an 'Ihr Gerät ist bereit', soll ich das treue Ding etwa enttäuschen? (Eklig ja auch die Leute, die irgendwas im Lokal nicht essen/trinken, 'weil ich das zu Hause viel billiger haben kann'. Wogegen war ich jetzt noch mal?)

Penne, sind das nicht auch diese Schmetterlingsnudeln, die man wahrscheinlich eher alla carbonara als al forno ißt? Warum hat mir nur der neue Italiener nicht empfohlen, auf jeden Fall nicht al forno bei ihm zu essen, an seinem Ruhetag, an dem er eigentlich ja gar nicht geöffnet hatte und nur zugegen war, um selbst seine eigenen Spaghetti zu sich zu nehmen, mit Sicherheit carbonara, und den Flur zu fegen für die geschlossene Abendgesellschaft. Pizza, nein, das ist heute schlecht, der Backofen ist nicht in Betrieb und die aufwendige und kostenintensive Vorwärmphase lohnt sich nicht für eine einzige Pizza. Nehmen Sie doch Nudeln. Nudeln kann ich machen. Ich mache Ihnen Nudeln. Na gut, Tortellini oder Lasagne, haben Sie Lasagne. Ah, Lasagne, kein Problem, ich mache Ihnen eine schöne Lasagne. Oder doch besser Tortellini. Tortellini geht auch, alles keine Problem. Na gut, dann nehm ich Lasagne. Ja, kein Problem, ich mache Lasagne. Wie lange dauert es, 15 Minuten oder 20? Ja, höchstens 15 Minuten, Lasagne dauert immer 15 Minuten. Na gut, ich komme in 20 Minuten wieder. Ja, dann ist die Lasagne fertig. Als ich zurückkam, dachte ich, wie macht er Lasagne ohne Backofen, und begann schon, mich über meine Entscheidung zu ärgern, als ich merkte, dass das Restaurant von dem Geruch verbrannter Nahrungsmittel durchzogen wurde. Er war nicht da. Aber seine Frau. Oh, wir haben geschlossen. Aber ich hatte bestellt. Ah, Sie sind die Lasagne. Ja, genau. Sie geht in die Küche und schreit mehrfach nach ihrem Mann. Erfolglos. Man hört sie in der Küche klappern und scharren. Dann kommt sie mit einer Lasagneschale. Der Brandgeruch steht immer noch im Raum und kommt zweifellos aus der Küche. Was kostet das? Fünf Euro. Ich zögere einen Moment, weil es mir so günstig vorkommt und zahle dann aber, ohne mich zu beschweren, und gehe. Als ich die Treppe hinuntergehe, kommt er aus der Toilette. Ah, Lasagne ist fertig. Hat alles geklappt? Ja, wunderbar, ich habe die Lasagne. Ah, sehr gut, bon apetito. Ja, ebenso. Die Lasagne erregte in mir immer mehr Misstrauen. Zu Recht, wie sich dann zeigte. Sie war lauwarm, suppig, halb gar, blass und die Lasagnesauce schmeckte nach verbranntem Mehl. Hätte ich doch Penne genommen, gekocht in heißem Wasser und mit Ketchup. Er hätte es nicht geschafft, damit etwas falsch zu machen.