Ministerium-für-Liebe

Im Sexualkommunismus wird dem Ministerium-für-Liebe der gleiche Stellenwert zukommen wie dem Finanz- und Sozialministerium in der heutigen parlamentarischen Demokratie. Da nämlich mit der Herrschaft des Sexualkommunismus die Finanzwirtschaft überwunden und alle Widersprüche beseitigt sein werden, wird es die letzte Aufgabe der sexualkommunistischen Gesellschaft sein, die geschlechtlichen Ressourcen gerecht zu verteilen. Dies bedeutet: Künftig wird niemand mehr die-schwärende-Wunde-der-unbefriedigten-Sexualität ins abendliche Bett tragen müssen, da der kommunistische Sexualrat die bedürftigen Partner geschlechtssolidarischen Mikrokollektiven von ein bis fünf Personen zuweist, die auf die spezifischen erotischen Bedürfnisse des Sexualbürgers dynamisch und flexibel reagieren können. Die durch den Wegfall der Paarbildungsstrategien und idiosynkratischen Reibungsverluste eingesparte emotionale Energie kann freigesetzt werden, um den Aufbau der neuen geschlechtsbefreiten Gesellschaft zügig voranzutreiben.

Orwell erklärt in seinem Essay Why I Write, dass er seit dem Spanischen Bürgerkrieg in seinen Arbeiten immer wieder vor Totalitarismus warnt. Der Aufbau der Regierung von Ozeanien ist eine Parodie auf eine berühmte Rede von Roosevelt über die four freedoms. Wie Orwell später einmal Malcolm Muggeridge erzählte, entstammte viel von Winstons Arbeitsalltag Orwells eigenen Erfahrungen, die er bei der BBC sammelte. Die BBC war damals noch dem Ministerium für Information unterstellt.