Kreuzverhör
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Carson: Nun, Mr. Wilde, würde ich sie gerne fragen: Haben Sie diesem Mann, den Sie als Erpresser kannten – dessen Ruf als Erpresser Sie kannten –, haben Sie ihm zehn Schilling gegeben?
Wilde: Ja.
Carson: Was hat er Ihnen gegeben?
Wilde: Nichts; er gab mir persönlich nichts – er schickte es [später] vorbei.
Carson: Er gab Ihnen nichts?
Wilde: Nein.
Carson: Doch als Sie ihm die zehn Schilling gaben, was gab er Ihnen da?
Wilde: Seinen Dank.
Carson: Er hatte Ihnen nichts gegeben?
Wilde: Überhaupt nichts.
Carson: Warum gaben Sie diesem notorischen Erpresser zehn Schilling, wenn er Ihnen nichts gab?
Wilde: Ich gab Sie ihm aus Verachtung. [Gelächter]
Carson: Aus was?
Wilde: Aus Verachtung.
Carson: So zeigen Sie Ihre Verachtung – indem Sie zehn Schilling verschenken?
Wilde: Sehr oft ist das eine der besten Möglichkeiten, seine Verachtung zu zeigen. [Gelächter]
Aus der Mitschrift der Gerichtsverhandlung gegen Oscar Wilde, 1. Verhandlungstag, 3. April 1895