Kreuzfahrer
Bewertung: 3 Punkt(e)Ich hatte als Kind eine Ritterburg und natürlich bekam ich gleich ein paar Ritterfiguren dazu. Die habe ich auch brav manisch gesammelt, sobald mir ein kleiner Geldbetrag von Verwandten in die Hand gedrückt wurde, ging es ab zu Spielwaren Franz, Ritter kaufen. Aber irgendwann begriff ich auch, daß der Sinn einer Ritterschaft nicht darin liegen kann, enggedrängt auf einer Burg zu hausen, das gebiert nämlich den Dämon der Langeweile, und die Figurinen fangen fast automatisch an, sich aufeinander zu legen, Bihänder und Morgenstern vergessend. Es mußten also Feinde her. Und tatsächlich verliebte ich mich spontan in meinen ersten Sarazenen in seiner kühnen orangefarbenen Gewandung, mit dem eleganten Schnäuzer und dem pfiffigen Helm. Irgendwann war es soweit, daß fast alle Kreuzfahrer meinen infantilen Mengeleexperimenten zum Opfer gefallen waren, die einen hatte das Napalm einer tropfend brennenden Plastiktüte gemetzelt, andere waren vom Schnellzug zu einer langgestrecketen Ritterbriefmarke verzaubert worden; die Burg, deutsch as can be, war seither in den Händen der Sarazenen. Aber nach einiger Zeit fingen die auch wieder an, sich aufeinander zu legen.