HaßliebeZuKaltemWasser

kalt duschen im Winter ist voll geil, aber nur wenns in der Wohnung höchstens sechzehn Grad hat. Wenn da Kaminofenbullenwärme wie in der Schwulensauna ist und dann riecht es da auch gleich so schwul und das kann ich gar nicht ab, nach der eisklaten Dusche im Winter in ein überhitztes Wohnzimmer wo alle sich auf der Kautsch vor einem Animationsfilm, einem Fernsehkoch oder irgendwas sonst Wichtigerem als daß ich dazu mindestens Klavier spielen darf was auch nicht erlaubt, da die Herrschaften keinerlei Filmmusik wünschen, nää, da bleib ich lieber da wo der Hund unten jedes Pissen bemerkt und Betreten des Badezimmers und laut anschlägt. Ich habe Beethoven zwei Seiten perfekt gespielt, also jedenfalls musikalisch, und aus Krabben und dem rest frischem Dill und einem rest Ziegenkäse, einem Rest Frischkäse, einem Zentimeter Tomatenmark, einem Naturjoghurt, zwei Champignons, einer Scheibe avodacco, mich nochmal hinlegen und sofort tanzt die scheißfliege um meine nase, nerf

Dieses Stichwort beschreibt auf den Punkt genau die Gefühle eines 13jährigen türkischen Jungen, den ich kenne, der als kleines Kind und als Junge 2 x schwer verbrüht wurde, und der jetzt nicht mehr in der Lage ist, sich zum Beispiel die Hände mit lauwarmem Wasser zu waschen, geschweige denn warm oder gar heiß zu duschen oder zu baden. Die Haut an seinem rechten Arm ist faltig wie die einer 90jährigen Frau, und niemand in seiner Umgebung denkt daran, ihm wegen dieser (und einiger weiterer) schwerster Ängste und Traumen professionell psychologisch helfen zu lassen.
Da er zu kaltem Wasser »verurteilt« ist, hat er natürlich eine Hassliebe dazu - und wie es scheint, durchaus nicht nur unbewusst.