Gummibaum

Der Gummibaum heißt in freier Wildbahn Hevea. Er gehört zu den tropischen Harthölzern. Hart und zäh ist das Holz tatsächlich, ein echter Sägenkiller. Weil es so schmiert und auch einen unangenehmen Geruch hat, kommt es nur Hilfszwecke in Frage. Aus Hevea werden Teile von Paletten gemacht. Das sind dann Einwegpaletten für Importprodukte bei uns. Die Baumärkte schmeißen die gebrauchten Paletten in ihre Altholzcontainer. Noch vor wenigen Jahren durften arme Tröpfe diese Container plündern, um ihre heimische Ofenheizung in Betrieb zu halten. Ein solch armer Tropf war auch ich. Ich habe mit Vorliebe Palettenholz vom Gummibaum genommen. Da hatte ich wenig Konkurrenz, eben weil es so mühsam kleinzukriegen ist und obendrein noch stinkt. Ich hab die Latten mit dem Vorschlaghammer in ofengerechte Stücke gehauen. Da wird einem zweimal warm: einmal beim hämmern und dann, wenn der Ofen erst mal wärmt. Hevea brennt ausdauend und sehr warm.
Nebenbei: Brennholz ist bei den derzeitigen Energiepreisen zu einem guten Geschäft geworden. Man bekommt für den Inhalt eines solchen Containers bei weitem mehr, als das Abfahren kostet. Deswegen sind die Altholzcontainer heutzutage alle hinter Zäunen...

Gummibäume sind - anders als Wachsfrüchte - nicht wirklich aus Gummi. Natürlich sind Wachsfrüchte auch nicht aus Gummi, vielmehr aus Wachs, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war ein anderer, nämlich: Das wahre Wesen der Wachsfrüchte offenbart sich bereits in ihrem Namen - was man von Gummibäumen nun wirklich nicht behaupten kann. Ähnlich ist das mit Babybrei.

Ich denke mir, dass der Gummibaum eigentlich gar nicht aus Gummi besteht. Warum dann dieser Name? Ist das nicht wahnsinnig verrückt, nicht sogar verschwenderisch? Was ist wenn in der nahen Zukunft wirklich ein Baum aus Gummi entdeckt wird? Wie soll er denn dann genannt werden?
Also, mich müsst ihr da nicht fragen, ich bin da äußersts ratlos.

Der Gummibaum im Eingang ihres funktionalen Mehrfamilienhauses hatte durch konsequentes Nichtstun ihren Haß auf sich gezogen. Jedesmal, wenn sie das Haus verließ, trat sie dem Gummibaum mit ihren Schlangenlederimitatstöckelschuhen an den Stamm. Wegen ihr konnte er sich in ein Walroß, einen Zeitungsboten oder eine präsidiale Demokratie verwandeln, Hauptsache, er wurde aktiv! Als er sich eines Tages klammheimlich in einen Schokomuffin verwandelte, erstickte sie fast vor Wut. Der Gummibaumschokomuffin war wirklich ein perfides Stück!