Großraumbüro

»Guten Tag und herzlich Willkommen zu Ihrem ersten Tag bei uns! Für Sie ist der Schreibtisch vorne zweite Reihe links, der freie Tisch dort hinten, reserviert.«

»WAAS??? ZWEITE Reihe links??? NIX DA! Ich habe hier ab sofort das SAGEN! ICH! ALLE RAUS! UND ALLE TISCHE RAUS! Und einen THRON in die Mitte! Da sitze ich und herrsche über das Büro. HERRSCHE! Ich HACKE hier alles zu BREI, wenn die Fenster nicht... ARGH, RAUS!«

Ein Raum von der Größe einer Sporthalle, allerdings mit weniger Höhe und viel schlechter belüftet. In dieser wird durch verschiebbare Trennwände aus billigem Sperrholz oder Rigips ein Labyrinth aus 2 x 3 m großen (gern auch kleineren) Boxen geschaffen. In jedem dieser Boxen steht ein Schreibtisch. Entlang der Trennwände ist Verkabelung verlegt, auf jedem Schreibtisch Telefon und der obligatorische PC.

In jedes dieser Boxen werden zwei bis drei Büromenschen gesetzt. Die privilegierten dürfen außen sitzen, der Rest im Inneren des Labyrinths, wohin kein Tageslicht mehr dringt.

Für die Beleuchtung sorgen an die Decke montierte Neonröhren, von denen zu jedem Zeitpunkt mindestens eine flackert.

Die Trennwände bieten zwar Sichtschutz, schirmen aber weder Ausdünstungen noch Geräusche ab.

Apropos Geräusche: Das Surren von Dutzenden von PC-Lüftern, das Klingeln von mehreren Telefonen, Gesprächsfetzen, das ständige Klicken von Tastatur-Anschlägen, all das sorgt für eine Geräuschkulisse, die selbst beim sanftmütigsten Menschen Mordfantasien auslöst.

Die Stimmung der Büroleute schwankt dann auch permanent zwischen Gereiztheit und Depression, teilweise innerhalb von Sekunden.