Freispiel
Bewertung: 4 Punkt(e)Gegen Ende meiner Buchhändlerkarriere hatte ich es zu solch souveräner Meisterschaft in der Beherrschung von Flipperautomaten wie »Addams Family« und »Terminator 2« gebracht, daß ich nach meiner anderthalbstündigen Mittagspause zumeist wesentlich mehr Spiele auf dem Kasten hatte, als ich mir ursprünglich erkauft hatte. Nutznießer davon war immer die gleiche Gang heranwachsender Jungtürken, die sich in der übrigen Zeit ihr Zubrot mit dem Abverkauf weicher Drogen auf dem benachbarten Spielplatz verdiente. Anfangs noch in Aasgeiermanier scheu im Hintergrund wartend, bis ich gegen halb zwei Mittags die Spielhalle verließ, späterhin dann unverhohlen kumpelhaft, auch durch einige Einkäufe meinerseits befeuert während des Spiels um den Flipper geschart, die einzelnen Aktionen meinerseits in ihrer gleichermaßen reduzierten wie bei näherem Hinhören beweglichen und sympathischen Mischidiomatie kommentierend. »Getz musser nur noch in die Höhle dann krichter fett die Pointz!« (Das Wort 'krass' war damals wohl noch nicht erfunden). Alles in allem eine mir wesentlich angenehmere Pausenbeschäftigung als in unserem klaustrophobischen Pack– und Personalraum mich durch die Autostimulationen des Börsenblatts des deutschen Buchhandels zu blättern und im Rückblick das einzige in meiner siebenjährigen Berufsausübung, dem ich in sentimentalen Augenblicken ein wenig nachtrauere.