Enthaarung
Bewertung: 2 Punkt(e)
Julius Cäsar wurde häufig der Männerliebe beschuldigt, worüber Sueton Mittheilungen macht. Die ersten Kriegsdienste leistete Cäsar in Asien. Als er dort zur Herbeiholung der Flotte nach Bithynien entsendet wurde, blieb er auffallend lange beim König Nikomedes, und hieran knüpfte sich das erste Gerücht von der Männerliebe Cäsars, der er mit jenem König gefröhnt haben soll. Dauernd blieb auch dieser Vorwurf an dem grossen Feldherrn haften und veranlasste zahlreiche Schmähungen, die er sich von verschiedenen, z. B. Calvinus Licinius und andern zuzog. Von Curio, dem Vater, wurde er als das Bordell, von einem anderen als Bithyniens Königin bezeichnet. Auch Cicero spricht in mehreren seiner Briefe über Cäsar, der die Blüthe seiner Jugend dem Nikomedes preisgegeben habe. Auch musste er es sich, da er im Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht auch gerade nicht allzu keusch gewesen zu sein scheint, die Bemerkungen von Curio, dem Vater, gefallen lassen, er sei der Mann aller Weiber und das Weib aller Männer. Auch mit dem Freigelassenen Rufio soll Julius Cäsar, nach einer Stelle im Sueton, widernatürliche Unzucht getrieben haben. Interessant ist immerhin eine Gewohnheit Cäsars, die an die später zu beschreibende Erscheinung der Effemination erinnert. Er legte grossen Werth auf Schönheit seines Körpers, liess sich sorgfältig scheeren und rasiren, und er soll, ganz wie der moderne Urning, die einzelnen Haare am Körper sich ausgerupft haben, um möglichst glatte Haut zu besitzen.
Albert Moll: 'Die conträre Sexualempfindung (1891) 2, 22