Antinihilist
Bewertung: 3 Punkt(e)»In Also sprach Zarathustra schließlich verkündet Nietzsche in einer metaphorischen Evangeliensprache die oft missverstandene und missbrauchte Lehre vom Übermenschen. Wo alles ohne Sinn ist («Seit Copernikus rollt der Mensch aus dem Centrum ins X») und die moralische Weltauslegung in Nihilismus endet, kann die Konsequenz aus dem Zerfall der abendländischen Werte – des Todes Gottes – nur die Bejahung des Lebens sein: An die Stelle Gottes wird die Erde gesetzt, deren Sinn der «Übermensch» ist. Dieser aber ist kein gesteigerter darwinistischer Überaffe, sondern ein ja sagender, dennoch skeptischer Geist, der sich selbst nachfolgt aus Freiheit und Notwendigkeit. Nietzsches Lehre auf eine Philosophie der Gewalt zu reduzieren ist unangebracht. Er verstand sich als lebensbejahender Immoralist, nicht als destruktiver amoralischer Philosoph. Der Übermensch, der das Ganze der Welt – auch sein Leiden bejaht, zielt auf ein Über-sich-hinaus, ein «Werde, der du bist!». Und zwar als Prinzip Hoffnung: «Niemals noch gab es einen Übermenschen» – so Nietzsche –, «aber irgendwann muss er uns doch kommen, der erlösende Mensch, der der Erde ihr Ziel und dem Menschen seine Hoffnung zurückgiebt, dieser Antichrist und Antinihilist ... er muss einst kommen».«