Amazonas
Bewertung: 6 Punkt(e)
dreieinhalb tage auf einem amazonas-dampfer:
30 cm platz für die hängematte, bei leichtem schaukeln dengelt man an die des nachbarn
3 mahlzeiten täglich, oh: es gibt huhn mit reis!
erste nacht, halb 3 morgens: aufwachen, grenzkontrolle, bitte mal den rucksack entleeren...
bei zwischenstopps drängen sich die passagiere an die reling, endlich ein bißchen abwechslung. dorfkinder springen an bord und verkaufen mutters selbstgebackenen kuchen. hilfreiche hände reichen güter und die bezahlung dafür weiter, oder es wird gleich geworfen. klappt seltsamerweise sogar. große eingesalzene fische werden an bord getragen, lebendige hühner dazu, seltsame dunkellila beeren. vormittags lauern die rosa flußdelphine noch, ob etwas abfällt.
frühstück um 6, dann erst mal duschen mit flußwasser, bräunlich trüb. bei schönem wetter erst mal auf dem oberdeck ein bierchen, und exzessives tagebuchschreiben, denn sonst vergeht die zeit gar nicht.
die hölle bei regen. blaue planae werden heruntergelassen, um den regen abzu halten, denn die seiten des schiffes sind offen. man sieht nichts mehr von der lanschaft (nicht daß es vorher besonders abwechslungsreich gewesen wäre: breiter strom, grün am rand, oh, freu, da schwimmt ein baumstamm). nur das rauschen des regens und das brummen des motors, und man sitzt wie in einer blase. zusammen mit ein paar hundert brasilianern, die unbedingt zu weihnachten in manaus sein wollen. und der kapitän drückt tatsächlich auf die tube, mit dem ergebnis, daß wir abends und nicht morgens da sind und ich noch' ne hotelübernachtung bezahlen und mich auch noch mit weihnachten auseinandersetzen muß. aber das fällt in der tropischen hitze nicht so auf, und ich suche mir ein wellblech-restaurant, das einzige das noch offen hat und bestelle, nein, nicht reis mit huhn sondern reis mit fisch. und ein lecker antarctica-bier.