Die Beschäftigung mit „Sylvana“ leitete wieder intensiver auf dramatische Composition hin, der Verkehr mit Tieck und dem ebenfalls angekommenen Brentano legte die Gelegenheit zu Erlangung eines wahrhaft poetischen, künstlerisch gestalteten Operntextes nahe, und auch Gubitz las Weber eine Anzahl Entwürfe zu Opern vor. Clemens Brentano besonders zeigte sich geschäftig im Aufstöbern uralter, echt romantischer Sujets, und so kam man denn eines Abende, als Weber, ermüdet von den Vorbereitungen zu seinem Concerte bei Lichtenstein, auf dem Sopha saß, wo ihn Brentano aufsuchte, auf die Fabel vom „Tannhäuser“, die, wie die meisten mittelalterlichen Sagen erst durch spätere Bestrebungen in’s größere Publicum gebracht, damals den vollen Zauber der Neuheit hatte. Brentano erzählte Weber den Stoff, und dieser erkannte ihn sofort voll Feuer als den musikalischsten, den es überhaupt geben könne, da seine tiefsinnigen Motive sämmtlich solche seien, zu deren Verlebendigung die Musik nothwendig sich erfordere und befähigt sei. Der Kampf der Gottesliebe, des Glaubens, der Sinnen- und der reinen irdischen Liebe, fast die einzigen Empfindungen, welche die Musik ganz und voll darzulegen vermag, waren hier das innere Motiv des Ganzen, und welche Pracht und Fülle des Aeußeren entfaltete sich bei dem Gedanken an den Wartburgkrieg, die Sirenenverlockung der Venus und ihrer Welt, den pontificalen Pomp der Scenen in Rom – Musik! rief hier jede Stelle und jeder Vers, Musik!
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