Lucius Annaeus Seneca, geboren um das Jahr 1 n.Chr., von Nero zum Selbstmord verurteilt.
Seneca war ein Stoiker, ein Philosoph, der einerseits die Armut und das edle Dulden als Ideal sah, andererseits aber die Stoa durch seine Interpretation lebbar machte. Während gerade die ältere und mittlere Stoa sehr scharfe Grenzen gezogen und harte Forderungen gestellt hatte, löst Seneca als Vertreter der neueren Stoa die Gegensätze zwischen Theorie und Praxis etwas auf, ohne dabei das Idealbild der stoischen Weisen zu zerstören. Doch erklärt er, dass es durchaus Leute gibt, die auf dem Weg sind, auch wenn sie das Ziel vielleicht nie erreichen werden. Er fand auch Mittel und Wege, (seinen eigenen) Reichtum zu rechtfertigen, obwohl ein steinreicher Mann so gar nicht den alten stoischen Vorstellungen entsprach.
Als Senecas philosophisches Hauptwerk können wir wohl getrost die Epistulae Morales ansehen, die als Lehrwerk der stoischen Philosophie zu bergreifen sind und den Leser schrittweise an das stoische Denken heran führen, sich aber auch bisweilen mit anderen Aspekten beschäftigen.
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