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mod schrieb am 9.1. 2003 um 21:40:49 Uhr über

flossenburg

Anfang Mai 1938 wurde das Konzentrationslager Flossenbürg am Rande des nördlichen Oberpfälzer Waldes als Lager für sogenannte »kriminelle« und »asoziale« Häftlinge eröffnet. Unter diese Sammelbezeichnung fielen »Landstreicher, Bettler, Geschlechtskranke, Prostituierte, Homosexuelle, Alkoholiker, Psychopathen, Verkehrssünder, Querulanten und Arbeitsbummelanten«, aber auch Personen, die sich den nationalsozialistischen Arbeitsnormen widersetzten.
Für die Wahl der kleinen Gemeinde an der Grenze zur damaligen Tschechoslowakischen Republik als Standort für ein Konzentrationslagers waren mehrere Gründe ausschlaggebend. So lagen die Expansionspläne Nazideutschlands in Richtung Osten schon fertig ausgearbeitet in den Schubladen der Wehrmachtsgeneräle (sie wurden im Oktober 1938 mit dem Anschluß der »Sudetengebiete« an das Deutsche Reich sowie der Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 dann auch vollzogen). In der Nähe der Ostgrenzen mußten Kapazitäten für die zu erwartenden Häftlinge aus den besetzten Ländern geschaffen werden.

Eine weitere, wichtige Rolle spielten die Vorbereitungen für einen »Großdeutschen Wirtschaftsraum« als Ausgangsbasis für einen Expansions- und Vernichtungskrieg. Gleichlaufend mit dem »Vierjahresplan« der deutschen Wirtschaft, setzte in diesem Zusammenhang auch die SS beim Bau neuer Konzentrationslager andere Schwerpunkte. Bei den Konzentrationslagern Flossenbürg und Mauthausen war die wirtschaftliche Ausbeutung der Häftlinge mit entscheidend. Die Standorte dieser »neuen Lagergeneration« wurden nicht mehr allein nach strategischen Gesichtspunkten ausgewählt. Potentielle Produktionsstätten, wie Granitsteinbrüche oder Ziegelwerke, spielten bei der geographischen Entscheidung eine immer größere Rolle.

Günstig an der Grenze zur Tschechoslowakei gelegen, war Flossenbürg für seine reichen Granitvorkommen bekannt und bot trotz seiner Abgeschiedenheit in einer äußerst dünn besiedelten Region den infrastrukturellen Vorteil als Endbahnhof einer Nebenbahnlinie. Häftlinge konnten problemlos in größerer Anzahl per Bahn nach Flossenbürg gebracht werden. Ebenso war es umgekehrt möglich, die hergestellten Granitprodukte, später dann Rüstungsgüter, über längere Distanzen an ihre Zielorte zu transportieren. Außerdem gab es in Flossenbürg bauliche Erweiterungsmöglichkeiten für die noch zu erwartenden Häftlingsmassen.



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Aufgabe der ersten Häftlinge, die ab Mai 1938 mit Transporten aus dem KZ Dachau kamen, war es, Erschließungsmaßnahmen für das Lager durchzuführen und die Baracken, erste Verwaltungsgebäude sowie Sicherungsanlagen zu errichten. Gleichzeitig wurde aber bereits mit Arbeitseinsätzen in den Steinbrüchen des SS-eigenen Wirtschaftsunternehmens DEST (Deutsche Erd- und Steinwerke) begonnen.


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Eine frühe Aufnahme des Lagergeländes. Bei den beiden Steinbauten links handelt es sich um die Häftlingsküche und die Wäscherei.


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Nach der Aufbauphase erreichten nun größere Häftlingstransporte das Konzentrationslager Flossenbürg. Geplant für zunächst 1.600 Insassen, wurde die Lagerkapazität bereits im Juli 1939 auf 3.000 vergrößert. Trotz weiterer, baulicher Erweiterungen - bis zu einer Aufnahmemöglichkeit von schließlich 5.000 Häftlingen - war das Lager der Masse ständig neu eingelieferter Menschen zu keiner Zeit gewachsen. In der Endphase 1945 waren bis zu 15.000 Personen auf engstem Raum unter unbeschreiblichen Bedingungen zusammengepfercht.

Bis 1943 wurden die Häftlinge überwiegend zur Zwangsarbeit in den Steinbrüchen eingesetzt. Von den SS-Bewachern und den Kapos systematisch gedemütigt und gequält, mußten sie auch Material für die prestigeträchtigen Monumentalbauten des nationalsozialistischen Größenwahns liefern (beispielsweise für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg). Schon mit Beginn des Krieges änderte sich sowohl die Häftlingsstruktur, als auch der Charakter der Zwangsarbeit. Es kam zu Einlieferungsschüben von Verhafteten aus den besetzten Ländern und die Produktion für die Kriegswirtschaft wurde immer wichtiger. Gleichzeitig nahm die Bedeutung der Steinbrucharbeiten ab. Bereits Ende 1942 wurde geplant, Produktionsanlagen des Rüstungsbetriebs Messerschmitt in Flossenbürg zu errichten. Ab Februar 1943 wurde dann ein Teil der Häftlinge in neu errichteten Fertigungshallen für die Produktion des Jagdflugzeuges Me 109 eingesetzt.

Mit der erweiterten, kriegswirtschaftlichen Häftlingsarbeit expandierte das Konzentrationslager Flossenbürg auch geographisch. Ab 1942 wurden in Bayern, Böhmen und Sachsen über 100 Außenkommandos des Hauptlagers errichtet. Zehntausende Häftlinge wurden dort zu Sklavenarbeiten gezwungen - viele überlebten sie nicht.

Die unvorstellbaren Haftbedingungen, der Terror der Bewacher und der Kapos bestimmten den Lageralltag. Dennoch hatte das KZ Flossenbürg nicht den Charakter eines reinen Vernichtungslagers. Vielmehr sollten die Häftlinge durch die Arbeit, die unzureichende Ernährung und Versorgung im Lager, sowie durch die allgegenwärtigen Schikanen zugrunde gerichtet werden. »Versklavung und Vernichtung« oder auch »Vernichtung durch Arbeit« lautete die von Himmler an die SS ausgegebene Devise. Menschliches Leben wurde als ausbeutbarer Rohstoff bei der Produktion kriegswichtiger Güter betrachtet. Da durch willkürliche Verhaftungen jederzeit »Nachschub« herbeigeschafft werden konnte, hatte das »Material Mensch« nur einen geringen Wert.

In Flossenbürg fanden aber auch gezielte und systematische Vernichtungsaktionen statt. So entstand beispielsweise neben dem eigentlichen »Schutzhaftlager« ein abgetrennter und gesondert gesicherter Bereich für sowjetische Kriegsgefangene mit einem Fassungsvermögen von 2.000 Mann. Sie wurden nach Hitlers »Kommissarsbefehl« massenweise ermordet. Da diese Gefangenen nicht in der offiziellen Lagerkartei registriert wurden, lassen sich über die Zahl nur Vermutungen anstellen.

Ende 1944 befanden sich über 8.000 Häftlinge in den Baracken des Konzentrationslagers, überwiegend aus Polen, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei. Mehr als 5.000 von ihnen waren in der Produktion der Me 109 Jagdflugzeuge eingesetzt.

Zum gleichen Zeitpunkt erreichten bereits fast täglich Häftlingstransporte aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald oder anderen Lagern Flossenbürg. Aufgrund seiner geographischen Lage wurde das KZ Flossenbürg vorübergehend zur Auffangstation für tausende von Häftlingen, die vor den heranrückenden Alliierten nach Richtung Süden getrieben wurden. Kein Häftling sollte lebend in die Hände der Befreier fallen. Die SS-Bewacher versuchten in den verlassenen Lagern die Spuren ihrer Mordtätigkeit zu verwischen. So wurde z.B. die SS-Gesamtpersonalkartei Anfang 1945 von Oranienburg nach Flossenbürg verlagert, wo sie Mitte April von der SS verbrannt wurde.

Ab März verließen aber auch Flossenbürg die ersten Transporte in Richtung Süden; das Lager wurde aufgelöst. Auf sogenannten »Evakuierungsmärschen« starben nochmals Tausende an Erschöpfung oder wurden von den begleitenden Wachmannschaften erschossen und erschlagen. Am 23. April 1945 befreite die 90. US Infantrie Division das Konzentrationslager Flossenbürg.

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Wie in fast allen Konzentrationslagern der »neuen Generation« waren auch in Flossenbürg die ersten Häftlinge sogenannte »Grünwinkel« oder »Kriminelle« (verschiedenfarbige, auf die Kleidung aufgenähte Dreiecke unterteilten die Häftlinge in Kategorien). Dabei handelte es sich einerseits tatsächlich um Schwer- und Berufskriminelle, andererseits aber auch um Personen, die wegen Bagatelldelikten mit dem nationalsozialistischen Staat in Konflikt gekommen waren. Bereits seit Herbst 1939, vermehrt aber nach Abschluß der Aufbauphase des Lagers, Anfang 1940, kamen auch deutsche, politische Häftlinge aus Dachau und Sachsenhausen nach Flossenbürg. Bald machte die Gruppe der »Politischen« ein Drittel der Belegung aus. Die privilegierten »kriminellen Grünwinkel« besetzten jedoch die wichtigen Funktionsstellen innerhalb der Häftlingshierarchie und ließen sich in hohem Maße zu willfährigen Handlangern (Kapos) der SS-Schergen machen. Eine solche, bereits in Dachau erprobte Lagerstruktur hatte Methode: Die »grünen« Kapos wurden zum Instrument des Terrors gegenüber anderen Inhaftierten. Das sollte die Solidarisierung der Häftlinge untereinander verhindern, jegliche Privatsphäre und Individualität zerstören und einen ständigen Verfolgungs- und Vernichtungsdruck schaffen.

1943 faßte das Lager bereits über 4.000 Häftlinge, hauptsächlich politische Gefangene aus dem Ausland: Größtenteils Polen, sowjetische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter, Tschechen, Belgier, Franzosen und Holländer. Ab Mitte 1944 trafen zahlreiche polnische und ungarische Juden in Flossenbürg ein, die vor ihrer geplanten Vernichtung zur Sklavenarbeit gezwungen wurden. Ende 1944 befanden sich über 8.000 Menschen im Lager, das für maximal 5.000 Häftlinge ausgerichtet war. Bis zur beginnenden Auflösung im Februar 1945 waren an die 15.000 Menschen gleichzeitig interniert.

Anfang 1945 wurde eine Gruppe sogenannter »Sonderhäftlinge« - Angehörige des militärischen Widerstandes und hochrangige Repräsentanten verschiedener Staaten - aus Gestapo- oder Wehrmachtsgefängnissen und anderen Lagern in den Arrestbau nach Flossenbürg verlegt. Der »Bunker« war vom restlichen Lagerbereich abgetrennt, die dort Inhaftierten mußten nicht arbeiten und hatten keinen Kontakt zu den anderen Häftlingen. Im direkt angrenzenden Gefängnishof wurden viele dieser Menschen exekutiert. Darunter am 9. April 1945 auch Männer aus der Widerstandsgruppe des »20.Juli 1944«, die kurz zuvor nach Flossenbürg gebracht worden waren: Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm Canaris, Ludwig Gehre, Hans Oster, Karl Sack, Theodor Strünck und Friedrich von Rabenau.

Insgesamt waren von 1938 bis 1945 über 100.000 Häftlinge im Konzentrationslager Flossenbürg und den Außenlagern interniert. Nachweislich kamen durch gezielte Tötungen oder durch die katastrophalen Lebensbedingungen rund 30.000 Menschen um. Da aber die in Flossenbürg ankommenden Häftlingstransporte in der Endphase des Lagers nicht mehr registriert wurden und die Nummern toter Lagerinsassen teilweise wieder an neue Gefangene vergeben wurden, wird sich die Zahl der Opfer nie exakt feststellen lassen.

Die Ermordung Dietrich Bonhoeffers und anderer Mitglieder des militärischen Widerstandes in Flossenbürg

Noch kurz vor Kriegsende wurde eine Gruppe Oppositioneller, Angehörige der »Bekennenden Kirche« und des militärischen Widerstandes, die bereits in anderen Haftstätten interniert waren, nach Flossenbürg gebracht. Einziger Zweck der Verlegung vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin nach Flossenbürg war die bereits langfristig geplante Ermordung.

Nach der Einlieferung der Männer - um den 7. April - wurden sie bereits am nächsten Tag in einem Standgerichtsverfahren zum Tode wegen »Hochverrats« verurteilt und am Morgen des 9. April im Hof des Lagergefängnisses exekutiert.

Eine der herausragenden Persönlichkeiten dieser Gruppe war der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer. Er hatte bereits unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 dazu aufgerufen, dem Regime »in die Speichen zu fallen« (wesentliche Impulse dazu kamen unter anderem von seinem Schwager Hans von Dohnanyi). Als Vertreter der »Bekennenden Kirche« wandte sich Bonhoeffer immer wieder gegen die Nationalsozialisten. Aufgrund seiner europaweiten, ökumenischen Beziehungen fungierte der Pfarrer als Informant zwischen dem oppositionellen Kreis in der militärischen Abwehr und einzelnen Widerstandsgruppen im Ausland. Im April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer verhaftet und in das Militärgefängnis Berlin-Tegel eingeliefert.

Bonhoeffer saß also bereits in Haft, als der militärische Widerstandskreis um Admiral Wilhelm Canaris nach dem mißglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 aufflog.

Canaris hatte sich von einem anfangs überzeugten Nationalsozialisten immer mehr zum entschiedenen Gegner des Terrorregimes gewandelt. Aufgrund seiner exponierten Stellung nahm er zwar nicht an aktiven Widerstandshandlungen teil, deckte aber die konspirativen Unternehmungen seiner Mitarbeiter.

Ebenfalls zur einer zentralen und treibenden Kraft für Aktionen gegen das Hitlerregime wurde General Oster, Angehöriger der Abwehrabteilung im Reichsluftfahrtministerium.

Auf ausdrücklichen Befehl Hitlers wurden Bonhoeffer, Canaris und Oster, zusammen mit den Reserveoffizieren Gehre und Strünck und dem Generalstabsrichter Sack, Anfang April 1945 zur Ermordung in das Konzentrationslager Flossenbürg transportiert. Am 8.April 1945 wurden sie in einem Scheinverfahren von dem SS-Richter Thorbeck und unter Anklage des SS-Standartenführers Huppenkothen als »Hochverräter« verurteilt und in den frühen Morgenstunden des 9. April 1945 durch den Strang ermordet. Obwohl nicht eindeutig belegt, ist davon auszugehen daß auch der Offizier Friedrich von Rabenau mit dieser Gruppe exekutiert wurde.

In einem Revisionsurteil vom 19. Juni 1956 sprach der Bundesgerichtshof die SS-Richter Thorbeck und Huppenkothen vom Vorwurf der Beihilfe zum Mord frei.

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Ebenso wie alle anderen Konzentrationslager wurde auch Flossenbürg von einer eigenen SS-Einheit bewacht und beherrscht. Der Terror dieses »SS-Totenkopf-Sturmbanns Flossenbürg« erstreckte sich jedoch nicht nur auf das Hauptlager, auch die meisten Außenkommandos waren der Flossenbürger SS-Einheit unterstellt.
Während 1938 nur wenige SS-Leute die ersten Häftlinge bei der Errichtung des Lagers bewachten, hatte sich bis zum Jahr 1945 ein über 4.000 Männer und mehr als 500 Frauen umfassender Wachverband entwickelt. Die weiblichen SS-Angehörigen wurden hauptsächlich in verschiedenen Außenlagern eingesetzt, allerdings mußten alle Neu-Bewerberinnen eine Art »Praktikum« im Hauptlager Flossenbürg absolvieren.



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Auszug aus einer »Lagerstärkeliste«. Die Ziffern beinhalten u.a. die Gesamtstärke der Wachmannschaften und die gesamte Anzahl der Häftlinge im Hauptlager Flossenbürg und den Außenlagern von Anfang bis Mitte Januar 1945. Wenig später erhöhte sich aufgrund der »Evakuierung« der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald der Bestand an Wachmannschaften und die Belegung des Lagers mit Häftlingen noch einmal erheblich.
(Quelle: Bundesarchiv Abteilungen Potsdam, Mikrofilm Nr. 14428)


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Entgegen anderslautenden Behauptungen waren die Wachmannschaften der Konzentrationslager eine der Keimzellen der Waffen-SS. Der Wachdienst in den Lagern galt als wichtiger Bestandteil bei der Ausbildung. Ebenso waren Versetzungen von Wachleuten zu den Feldtruppen und umgekehrt gängige Praxis.

In den Außenlagern beteiligten sich aber auch immer wieder Einheiten der Wehrmacht an der Aufsicht über die KZ-Häftlinge. So stellte z.B. die Luftwaffe die Bewachung des Außenlagers Kronach-Gundelsdorf.

Ein entscheidendes Merkmal der SS-Organisation in den Konzentrationslagern war die Arbeitsteilung. Fünf miteinander über Befehlsstrukturen vernetzte Abteilungen herrschten über das KZ Flossenbürg: Oberste Instanz in Lager- und Dienstangelegenheiten war die Kommandantur. Gleichzeitig bekleidete der Lagerkommandant den Posten des Befehlshabers über die Flossenbürger SS-Einheiten. Dennoch zeichnete die Abteilung II - die Lager-Gestapo - relative Selbständigkeit aus. Diese Diensstelle entschied über Einweisung und Entlassung, Bestrafung und Exekution von Häftlingen.

In der Abteilung III, »Schutzhaftzlager«, lag das eigentliche Machtzentrum. Dem »Schutzhaftlagerführer« - als ständigem Vertreter des Kommandanten - unterstanden die Arbeitseinsatz-, Rapport- und Blockführer. Sie waren die unmittelbaren Vorgesetzten der Häftlinge und bestimmten die Formen des alltäglichen Terrors im Lager und in den Arbeitskommandos. Sie begünstigten und dirigierten aber auch die gefürchteten »Kapos«, privilegierte Häftlinge, die sich für eigene Begünstigungen zu willfährigen Helfern der SS formen ließen. Von der Willkür und den Launen dieser SS-Führer und Kapos hingen vielfach die Überlebenschancen der einzelnen Häftlinge ab.

Abteilung IV, »Verwaltung«, war für die völlig unzureichenden »Lebens«-Bedingungen der Häftlinge verantwortlich. Sie bestimmte die Versorgung des Lagers mit Bekleidung und Lebensmitteln. Von ihr wurde aber auch das beschlagnahmte Eigentum der Häftlinge verwaltet.

Einen weiteren SS-Machtbereich stellte die Abteilung V, »Sanitätswesen«, dar. Dieser Dienststelle gehörten Ärzte und Pfleger des Krankenreviers an. Ihre Aufgabe bestand nicht nur in der Wiederherstellung arbeitsunfähiger Häftlinge und der Bekämpfung von Seuchen, sie töteten gleichzeitig unzählige Häftlinge durch gezielte Fehlbehandlungen, Todesinjektionen oder Menschenversuche.



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Bild und Textauszug aus Hugo Walleitner's Buch »Zebra«
»Baumgartner befahl dem Arzt, unter irgendeinem Vorwand eine von ihm ausgesuchte ungefähr 25jährige Frau, welche Jüdin war und bei einer Visite über Unterleibsschmerzen klagte, zu operieren und ihn zusehen zu lassen. Die betreffende Frau war trotz der ewigen Tretmühle des Sklavenlebens und des langsamen seelischen und körperlichen Zerfalles noch eine Schönheit ... Sie wurde unter furchtbaren Qualen und Schmerzen im Beisein des Adjutanten von dem vertierten und selten nüchternen Arzt ohne wirksame Narkose operiert und starb eine Stunde nachher an den Folgen dieser Prozedur


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Immer wieder stellt sich die Frage nach Herkunft und Lebenslauf der SS-Schergen. Die meisten von ihnen waren keineswegs sozial Unterprivilegierte mit einem schon immer vorhandenen, besonderen Hang zur Brutalität. Einzelne Studien belegen, daß die SS-Bewacher aus der Mitte der damaligen Bevölkerung stammten, mittlere bis höhere Schulbildung hatten und von Opportunismus, Karrierechancen oder soldatischem Elitewahn geleitet wurden.

Die Biographien der Flossenbürger Lagerkommandanten sind relativ gut erforscht. Gemeinsam mit vielen anderen Tätern war ihnen die Teilnahme am Ersten Weltkrieg, eine verhinderte bürgerliche Laufbahn nach 1918 und damit eine ablehnende Einstellung zur Weimarer Republik. Entscheidend für das Verständnis der Motive von SS-Führern und Bewachungsmannschaften sind aber weniger biographische Ähnlichkeiten und Besonderheiten, sondern vielmehr die Merkmale eines gemeinsamen Elite-Ideals und einer gemeinsamen Gruppenidentität: Die überhöht eingeschätzte Sicht des eigenen Daseins, sowie der Überlegenheitsglaube der eigenen »Volkszugehörigkeit« und »Rasse« förderte den Gruppenzusammenhalt und die »Kameradschaft«. Ständige Gewaltbereitschaft gehörte zu einem der wichtigsten Merkmale dieser Gruppe. Wer nicht die Zugehörigkeit zur SS, aufs Spiel setzen wollte, mußte die Erwartungen erfüllen und erfüllte sie oft genug auch gerne.



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Max Koegel (geb. 1894) war der letzte Lagerkommandant von Flossenbürg. Der Kriegsfreiwillige aus dem Ersten Weltkrieg trat 1932 der NSDAP bei und hatte bei seinem Amtsantritt in Flossenbürg - im Frühjahr 1943 - bereits »Karriere« in anderen Konzentrationslagern gemacht. Koegel, der noch einen »Todesmarsch« in Richtung Straubing leitete, tauchte nach der Befreiung des Lagers unter, wurde aber 1946 aufgespürt und verhaftet. Bei ihm fanden sich die Ausweispapiere eines ehemaligen Häftlings, dessen Identität er angenommen hatte. Max Koegel erhängte sich kurz nach der Verhaftung in seiner Gefängniszelle.

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Der Soziologe Wolfgang Sofsky schreibt zu den Motiven der Täter: »Für Grausamkeit reicht ein Mangel an moralischem Sinn und die Verrohung durch den täglichen Dienstbetrieb. Die Aufseher prügelten, quälten und töteten, nicht weil sie mußten, sondern weil sie durften

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