In diesem Kontext wird dann auch der navigierbare Raum weder, wie in von Kulturtheoretikern bevorzugten Denkmodellen, als Ende einer historischen Epoche überinterpretiert, noch einfach, wie häufig ahistorisch von den Apologeten der Neuen Medien hypostasiert, einfach als Anfang einer vollkommen neuen Entwicklung dargestellt, sondern als ein kulturelles Interface analysiert, das, intermedial und interdisziplinär mittels bestimmter Softwareoperationen avantgardistische künstlerische Raumkonzepte umsetzt:
»Theoretisch wie praktisch bedeutet der navigable space eine neue Herausforderung. Statt nur die Topologie, die Geometrie und die Logik eines feststehenden Ortes zu bedenken, sollten wir den neuen Funktionsmodus des Raumes in des Computerkultur genau beachten: nicht als Fläche, sondern als eine vom Subjekt erfahrene Flugbahn.« (Lev Manovich: Navigable Space, S. 205)
Hier schlägt Manovich einfach neue Fährten in die ausgetretenen Pfade der Medientheorie !
Er bietet auch durchaus verschiedene Lesarten/ Levels an: etwa die aktive Raumerkundung in den virtuellen Räumen der Computerspiele einerseits in seiner kulturellen Funktion als eine Selbstentdeckung und Charakterbildung in der Traditionslinie amerikanischer Erzählweisen oder als eine Programmierung des »mobiliserten virtuellen Blickes« (Navigable Space, S. 199), eine Wahrnehmungsform die vom Flaneur, vom Panorama, der Fotographie und dem filmischen Blick abgeleitet wird. Aus der Perspektive des Inerface-Entwicklung also vom Kamera-Auge, von der Datenbank des Stadtlebens und der digitalen Interface-Funktionen gleichzeitig!
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