1. Dezember: Welt-Aids-Tag! In den Städten werden Rote Schleifen verteilt, Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen berichten über Aids und über betroffene Menschen. Fernsehmoderatoren tragen die Rote Schleife (Red Ribbon), Geld wird gesammelt, Aktionen und Veranstaltungen von Einzelnen, Gruppen und Institutionen finden statt. Menschen sind in Bewegung, Aids wird sichtbar.
Seit Jahren ist dieses Bild vielen Menschen vertraut. Der Welt-Aids-Tag gehört heute zu den bekanntesten Terminen in der Fülle der Tage, Wochen oder Monate, die einem Thema, einer sozialen Bewegung oder eben einer Krankheit gewidmet sind. Und er ist ein Tag, der tatsächlich mit Leben gefüllt wird, an dem sich Betroffene und (scheinbar) Nichtbetroffene engagieren, an dem sie sichtbar werden, Mut fassen und andere ermutigen. Ein Tag der Erinnerung, dass Aids immer noch ein Thema ist, dass sich weiterhin Menschen anstecken und auch daran sterben, dass bei uns in Deutschland und in aller Welt Menschen mit HIV und Aids in Not sind, und dass Solidarität und Unterstützung unverzichtbar im Kampf gegen Aids sind.
Wie hat das angefangen? Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Durchsetzung und breiten Akzeptanz eines Tages, der an Leid, Bedrohung, Sterben und Tod erinnert, aber auch an das Leben mit Aids?
Der »World Aids Day« wurde erstmals 1988 ausgerufen. Auf dem Weltgipfeltreffen der Gesundheitsminister hatten sich die beteiligten Länder für eine von sozialer Toleranz geprägte Gesinnung und einen intensivierten internationalen Austausch von Informationen zu HIV und Aids ausgesprochen. Der 1. Dezember wurde der Solidarität mit betroffenen Menschen und den ihnen Nahestehenden gewidmet. Ein Tag, an dem auch deutlich gemacht werden soll, dass für diese Menschen jeder Tag des Jahres ein »Aids-Tag« ist.
Bisher wurde in jedem Jahr (früher von der Weltgesundheitsorganisation, seit 1996 von der UNAIDS) der 1. Dezember unter ein besonderes Motto gestellt. Mit der weltweiten thematischen Fokussierung sollen besonders wichtige Aspekte im weltweiten Kampf gegen Aids beleuchtet werden. In den einzelnen Ländern wird das Jahresmotto in die jeweilige Landessprache übersetzt und als Leitthema des Welt-Aids-Tages genutzt. Dies waren z.B. Aufrufe wie »Unser Leben, unsere Welt - lasst uns füreinander sorgen« (1989), »Der Herausforderung gemeinsam begegnen« (1991), »Zeit zu handeln« (1993), aber auch die Benennung von zentralen sozialen »Settings« wie Frauen (1990), Familie (1994), Kinder (1997) und Jugendliche (1998, 1999). Vertreten waren auch zentrale Zielvorstellungen wie »Gemeinsame Rechte, gemeinsame Verantwortung« (1995) oder »Eine Welt. Eine Hoffnung.« (1996). In den Jahren 2000 und 2001 wurden »Männer« als besondere Zielgruppe angesprochen anhand der Mottos: »Aids - Männer stellen sich der Verantwortung.« und »Aids: das geht mich an. Dich auch?« In 2002 und 2003 stand mit dem Motto »Leben und leben lassen« der Schwerpunkt Solidarität und Diskriminierung im Vordergrund.
2004 richtete die UNAIDS den Blick auf »Frauen, Mädchen, HIV und Aids« – denn weltweit stellen inzwischen Frauen und Mädchen mehr als die Hälfte der Neuinfektionen. In Deutschland wurde dieses Thema in einer gemeinsamen Aktion von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung zusammen mit der Schauspielerin Hannelore Elsner, der Moderatorin Bärbel Schäfer und der Sängerin Sandy unter dem Slogan »Wir wissen, was wir wollen: Leben! Lieben! Schutz vor HIV!« umgesetzt und an die Öffentlichkeit gebracht.
Zunächst noch ohne breitere Öffentlichkeit, entwickelte sich der Welt-Aids-Tag in den 90er Jahren international in Richtung eines gesellschaftlichen »Ereignisses«. Den Welt-Aids-Tag mit Leben zu erfüllen und ihm damit seine besondere Bedeutung zu geben wäre aber ohne das Engagement vieler Aids-Hilfen, Gesundheitsämter, der Aids-Stiftungen und auch vieler einzelner Menschen undenkbar.
Heute ist der 1. Dezember auch für viele Prominente, die ihr Aids-Engagement öffentlich zeigen (möchten), ein wichtiger Tag. Damit ist allen Beteiligten gedient, alle können davon profitieren: Medienvertreter haben einen »Aufhänger«, die Aktionen erhalten eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit, höhere Teilnehmerzahlen und vielleicht kommen auch mehr Spenden zusammen. Das Thema »Aids-Solidarität« wird durch das Engagement von Prominenten aufgewertet. Dies wiederum stärkt das Selbstbewusstsein vieler Betroffener und sichert die dringend benötigte Unterstützung.
|