Oh Gott ! Eine traumatische Episode meiner Familiengeschichte ! Jedes Jahr gab es die gleiche Speisefolge: Königinpasteten mit Ragout fin, Forelle blau (die mit den eklig herausquellenden Augen) mit Petersilienkartoffeln und Buttersosse, und dann etwas, was meine Mutter »Quarkspeise« nannte: so ein zahnfleischfarbener Matsch aus Frischkäse und O-Saft, mit steifgeschlagenem Eiweiß obendrauf und so einer kandierten Kirsche, die so widerwärtig süss war, daß einem fast schlecht wurde, wenn man sie in sich hineinwürgte. Und nach dem Tode meines Vaters war das Ganze auch noch ein Kammerspiel geworden: meine Mutter, die Forelle blau und ich. Spätestens nach der 2. Gräte begann meine Mutter, in tränenreicher Trauer zu versinken: »Unser gudder Babba!« - in der Original-Diktion der Fa. Hesselbach. Dann fasste sie sich wieder: »Ach 's is' Weihnachten!« und wir prosteten uns mit der pfälzer Glykolbrühe zu, die schon unser gudder Babba so geliebt hatte. Zusammengefasst kann ich nur sagen: dieses Weihnachtsfest hat mir über ein ganzes Jahrzehnt lang Weihnachten gründlich vermiest.
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