Manche dünken sich überlegen, weil sie im Besitze der Wahrheit sind. Man lese mal Nietzsche »Über das Pathos der Wahrheit«:
»Unter Menschen war Heraklit als Mensch unglaublich; und wenn er wohl gesehen wurde, wie er auf das Spiel lärmender Kinder achtgab, so hat er dabei jedenfalls bedacht, was nie ein Sterblicher bei solcher Gelegenheit bedacht hat – das Spiel des großen Weltenkindes Zeus und den ewigen Scherz einer Weltzertrümmerung und einer Weltentstehung. Er brauchte die Menschen nicht, auch nicht für seine Erkenntnis; an allem, was man etwa von ihnen erfragen konnte und was die anderen Weisen vor ihm zu erfragen bemüht waren, lag ihm nichts.
Denn die Welt braucht ewig die Wahrheit, also braucht sie ewig Heraklit, obschon er ihrer nicht bedarf.«
Im Besitz der Wahrheit zu sein, ein »Erleuchteter« zu sein, »eingeweiht«, das ist ein starker Lockstoff. Man hat eine Wahrheit, seine Wahrheit, die man argwöhnisch verteidigt.
Der Marxisten wird seinen Marx nicht fahren lassen, egal wie genau er ihn widerlegt wird. Der Supernaturalist ist überzeugt von Gespenstern, UFOs etc., denn dies sind die Dinge, in denen er sich Experte wähnt.
Selbst ein gerichteter Graf hat seine »Einsichten«, seine »Erkenntnisse«, die er nicht mehr hergeben will.
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