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Florian schrieb am 12.1. 2000 um 14:15:31 Uhr über

Vollbremsung

Die meisetn Leute denken offenbar beim Thema 'Bremse' nur an ihr heiß geliebtes Automobil. Dabei gibt es doch z.B. auch bei Windmühlen Bremsvorrichtungen. Dort spricht der Müller von der 'Presse'.
Um das auf der Rutenwelle sitzende Kammrad ist ein Kranz aus gebogenen hölzernen Segmenten gelegt, der bei Bedarf über eine Hebelmechanik mit bis auf den Boden bzw. die Galerie reichende Kette betätigt werden kann. Bei moderneren Mühlen ist an die Stelle der gebogenen Holzsegmente ein Stahband von der Breite der Felgen des Kammrades getreten. Bei der großen bewegten Masse (es drehen sich bis zu 10t Masse) ist klar, daß nicht abrupt, sondern sehr vorsichtig gebremst werden muß. Sonst brechen die Ruten, fliegen unkontrolliert weg oder der Wellkopf schert aus der hölzernen Welle und das gesamte Flügelkreuz fliegt (platsch und krach) runter. Auch nicht schön. Auf der anderen Seite führt zu langsames oder zaghaftes Bremsen zu längerer Reibung Holz auf Holz, was mit erheblicher Erwärmung und möglicherweise Entzündung einhergehen kann.
Daher sollten im Umgang mit Mühlen Unerfahrene nie allein an die Bremse gelassen werden, sondern sich immer erst von einem Müller einweisen lassen und die ersten Versuche unter fachkundiger Aufsicht absolvieren.

Als Kuriosum soll noch von Mühlen mit sog. Bilau-Drehhecks berichtet werden. Hier ist eine Presse im eigentlichen Sinne zum Anhalten der Flügel nicht mehr nötig. Wie der Name des Flügelsystems schon aussagt, ist das Heck aller vier Flügel als aerodynamisch günstig konstruierte, insgesamt durch zentrale Steuerung drehbare Fläche ausgeführt. Im Betrieb sind die Flächen in die Drehebene geschwenkt, will man die Mühle anhalten werden sie über das Zuggestänge gekippt und in die Strömung gekantet, sodaß die Mühle anhält. Die Presse ist dann nur noch zur Arretierung bei Sturm oder Abwesenheit des Müllers nötig. Nachteil der Konstruktion ist ihr erhebliches Gewicht (daher insbes. bei Bockwindmühlen nicht ratsam) und die Anfälligkeit gegenüber mechanischen Problemen. Klemmt die Zugstange, hat der Müller keine Chance , die Mühle zum Stillstand zu bekommen. Schöne Beispiele für diese Flügel stehen in Prausitz-Pahrenz (Mühle Jenichen) bei Riesa und in Neubukow (LK Bad Doberan).

Wieder eine andere Art, Windmühlen zu bremsen findet man in den Mittelmeerländern. Dort wird einfach ein kräftiges Tau um die runde Rutenwelle gewickelt und auf der einen Seite an einem eisernen Haken in der Wand befestigt. Zieht man jetzt am anderen Ende des Seils, zurren sich die Schlaufen um die Welle selbst fest und bringen die Mühle durch Reibung zum Stillstand.

Wassermühlen brauchen gar keine Bremse, da schließt man einfach das Wehr und die Mühle kommt zum Stillstand.


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