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Der Eierlikör der Erkenntnis
Einerlikör ist so ziemlich das Letzte was ich in meinem erwachsenen Leben trank. Das war dann eher Rotwein, Anislikör, Branntwein, Sekt, was soll das, können wir das nicht lassen, ja, gut, als Kind bei Oma, da hast du Eierlikör bekommen und gleich oder ganz schnell hast du diese Schärfe des Etanols gespürtr und daß es dich, wäre es nur noch ein wenig mehr, ins Nirvana befördern könnte, jedenfalls raus aus dieser so gehassten Umgebung, Mutter, Oma, alles schwer auszuhaltende Leute, wobei Oma noch besser als Mutter war. Immerhin, ich hatte später nie mehr groß Kontakt zu Eierlikör, soff aber langsam immer mehr anderes. Und erst heute wo ich lange gar nix mehr soff, da hab ich mir mal so eierlikör gemacht mit genau dem Omarezept und der ist aus sechs frischen Eigelb ohne geringste Hagelschnur ein viertelPfund PuderzuckerBüchsenmilchundnormaleMilchund ein viertel Pfund (hundert Gramm würden auch gerade so genügen) hundertprozentiges oder sechsundneunzigprozentiges Apothekenethanol, das Zeug das macht , rührt man erst die eier mit dem Puderzucker glatt und dann die Milch und den Alkohol hinein nach dem Stehenlassen im Kühlschrank fast eine Paste die man nur schwer aus der Flasche herausschütteln kann. Nach dem Zusammenrühren ist die sache noch zwar sämig aber doch flüssig genug um sie gezielt in einen Flaschenhals zu gießen, im Kühlschrank über nacht ist die masse dann wie eine paste geworden und nur mit kräftigen Impulsen, einem kurzen aber kräftigen je einmaligen Schütteln der Flasche mit nach unten zum Dessertschälchen gerichteten offenen Flaschenhals, dieses vielfach wiederholt, befördert nach einiger Zeit Schlabber von Eierlikör ins Dessertschälchen, tropfenförmige, unter- bis haselnußgroße tropfenförmige Pastöse gelbe Schlabber von Eierlikör die sich dann nebeneinander und übereinander schmiegen wie Leiber auf einem religiösen Gemälde in Florenz, und mit jedem Finger der hineinschlabbert und ein Stück paste zum Mund ein neues Gemälde, Tanzende, fast gierig, ja so wars, genau so wars, ich durfte samstag abend auf der Coutsch aus einem teuren kleinen Rauchglas mit dünnen Wänden ein Paar Schlabber Eierlikör mit dem Finger aufschlecken, bis auf den letzten Farbton, so lernen die Kinder ihren Teller löeer essen, den Jogurt recyclingsauber auszulöffeln, mit dem Finger. Solange hier nicht wieder mit den Fingern gegessen wird und damit auch die tagsüber genütigte keimzahl zur guten aufrechterhaltung des Immuns eingenommen winr ist diese kein ziv
halbzehn Dienstag
regen
was schreib ich eigentlich
ja, enthält rezpt eierlikör von oma
das hab ich nie aufgeschrieben
und es mir über die ganzen sechzig Jahre lang gemerkt
und Mutters Rezept für hefeteig
das kenn ich auch seit jeher auswendig
ich aß den so gerne roh als Kind
konnte davon nicht genug bekommen
aber Mutter war etwas geizig
zuviel macht Bauchweh sagte sie
als Erwachsener hab ich die Bauchwehgrenzen
mit dem gleichen hefeteig dann ausgelotet
ich vertrug schon einen guten ordentlichen batzen
bestimmt fünfmal mehr als als Kind
und ich mag ihn noch immer wahnsinnig gerne essen
wenn ich nicht die Vision von alle Därme verkleben sich
und so hätte
könnte ich einen richtigen batzen davon essen
so gerne ess ich ihn
Hefeteig, roh
das ist ein Himmelreich
das ist samstagabend und morgen ausschlafen
jedenfalls bis Kirchgehzeit
und ein Mickimausheft im Bett
Und dann wirft die geriffelte Glasfensterscheibe in der Tür
wieder ihren viereckigen Geist auf meine Deckbette
der irgendwann wenn im Flur das Licht ausgeht
nicht mehr zu sehen ist aber noch da sitzt.
der welt. der flasche. der stadt
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