TÖDLICHE EIGENLIEBE
Jährlich bis zu einer halben Million Tote durch Onanie -
männliche Jugendliche besonders häufig betroffen
Die Zeiten, in denen die Selbstbefriedigung mit moralischen
und zum Teil absurden medizinischen Begründungen ver–
teufelt wurde, schienen vorbei; doch Studien der WHO werfen
möglicherweise ein neues, dramatisches Licht auf die seit
Anbeginn der Menschheit gepflegte Praxis der sexuellen
Spannungsabfuhr. Die gestern in Kopenhagen präsentierte
Studie 'On risks of masturbation' kommt zu dem Ergebnis,
dass jährlich eine gleichbleibend hohe Zahl von Menschen
durch exzessive oder riskante Onanie ums Leben kommt -
die Schätzungen gehen von einer Viertel– bis einer halben
Million Opfern - und eine wesentlich größere Anzahl durch
diese Praktiken langfristige körperliche Schädigungen davon–
trägt. Dr. Janet Wyndham, die Forschungsleiterin, seit mehr
als einem Jahrzehnt für die Vereinten Nationen tätige promovierte
Urologin, räumte zu Beginn der Veranstaltung ein, dass sie die
zutage geförderten Erkenntnisse selbst überrascht hätten:
"Jenseits aller weltanschaulichen Betrachtungsweise muss aber
festgestellt werden, dass dringender Handlungsbedarf besteht:
Die Todesraten sprechen eine schmerzhaft deutliche Sprache."
Dr. Wyndham und ihre Mitarbeiter haben seit 2001 weltweit
Datenmaterial ausgewertet, das sich mit Todesfällen vermutet
genitalbasierter Störungen beschäftigt; im Fortgang der Studie
dehnten sie das zu erfassende Material auch auf den Bereich
der Neurologie und Psychiatrie aus. Die Ergebnisse sind alar–
mierend: Im selben Maße, wie sich der Eintritt in die Pubertät
nach hinten verschiebt, steigen die zunächst oft ungeklärten
Todesfälle an: Fast drei Viertel der Opfer sind unter 25 Jahren
alt, Jungen und junge Männer stellen unter ihnen mit 71 % den
Löwenanteil, Sepsis und Marasmus stehen bei der Todesursache
noch weit vor masturbatorisch verursachten Unfallverletzungen.
Besonders hoch sind die Todesraten hierbei in Schwellen– und
Entwicklungsländern: "Der Mangel an Freizeitangeboten, der
oftmals extrem verfrühte Pubertätseintritt, das Fehlen der
Nähe der Eltern, die oft 12 Stunden und mehr mit Feld– oder Fabrik–
arbeit befasst sind, führt gerade junge Menschen dazu, sich ein Ventil
zu suchen. Hierbei bleiben sie oft auf sich selbst zurückgeworfen.
Indien, Mali und Bolivien stehen in der MRD–Statistik
(MRD=masturbation–related diseases) auf den obersten Plätzen.
Beispielgebend führt die Studie den Fall eines 12jährigen in der
indischen Großstadt Bangalore auf, der im Herbst 2003 an den
Folgen einer Blutvergiftung starb: "Seine Genitalien bestanden
nur noch aus rohem Fleisch. Über ein halbes Jahr hinweg muss
er sich täglich mindestens ein Dutzend mal befriedigt haben.
In den letzten Wochen müssen die Schmerzen kaum auszuhalten
gewesen sein, doch kindliche Scham, sich zu offenbaren und der
Selbstläufereffekt des einmal beschrittenen Weges führten dazu,
dass er sich eine Blutvergiftung zuzog und beim Transport in
ein Krankenhaus verstarb."
Doch auch in den Industrienationen sind die MRDs auf dem Vor–
marsch: Mindestens 100.000 der Todesfälle ereignen sich jähr–
lich in den USA und Europa. Hier tritt als zusätzlicher Faktor die
spielend leichte Verfügbarkeit befeuernder pornographischer
Bild– und Textmaterialien durch das Internet hinzu. Die Sucht–
spirale zieht sich für die Patienten enger und enger, die begreif–
liche Neugierde für geschlechtliche Dinge wird in einen tödlich
engen Sender–/Empfänger–Wechselprozess gewandelt: "Man
könnte fast von Onanie als einzigem Lebensinhalt sprechen."
Wie bei dem 16jährigen aus dem US– Bundesstaat Wisconsin,
dessen Eltern auf eine dreiwöchige Auslandsreise fuhren und
ihren Sohn in einem Freizeitcamp wähnten: Dieser hatte sich
jedoch mit Hilfe eines gefälschten Attests abgemeldet und
verbrachte die Tage und Nächte vor dem Computer. Völlig be–
setzt von der Suche nach erotischen Webinhalten verzichtete
er nahezu vollständig auf Essen und Trinken und starb nach
rund zwei Wochen an Nierenversagen. "Als seine Eltern ihn
fanden, lief der PC immer noch. Die Leiche ihres Sohnes saß
davor, bis zu den Knien in Kleenextüchern."
Dass Mädchen und junge Frauen mit rund 80.000 jährlichen
Opfern in der Minderzahl sind, erklärt die Studie mit der nach
wie vor starken sozialen Kontrolle, die auf weibliche Familien–
mitglieder ausgeübt wird. Die Zahlen sind jedoch steigend,
und besonders bei den weiblichen MRD–Patientinnen trüge ein
Mangel an Aufklärung massiv zur Verschärfung der Lage bei.
Eine vermutlich hebephrene 17jährige Italienerin etwa starb
im März des vergangenen Jahres, nachdem sie sich über Tage
verschiedenste Gegenstände in ihre Vagina platziert hatte,
diese jedoch aus Unkenntnis oder falscher Scham dort belassen
hatte. Sie erlitt durch eine sich zersetzende Zucchini einen
toxischen Schock und starb nach einigen Tagen, ohne das Be–
wusstsein wieder erlangt zu haben.
Janet Wyndham fordert Konsequenzen aus der brisanten Studie:
"Es geht hier nicht darum, das Rad der Zeit zurück zu drehen.
Und eine Überwachung der Jugendzimmer ist weder wünschens–
wert noch machbar. Aber Eltern dürfen nicht die Augen vor
krisenhaften Anzeichen verschließen. Massive Gewichtsverluste,
blutige Taschentücher und ein immer stärkerer Rückzug der
Kinder sollten Anlass geben, über ein beratendes Gespräch mit
einem kundigen Arzt nachzudenken. Die Zahl der PatientInnen
wächst mit jedem Jahr: Die Zahl der auf MRD spezialisierten
Kliniken schließt zum Glück allmählich und mit steigender Ten–
denz auf."
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