Mark Derg
ves Los dem Markt zum Fraß vorwerfen wollen, oder auf die New-Age-Cyberholen, die unsere Hoffnungen zum jahrtausendabschuß freigeben wollen. Wir müssen die gepflegten Salongespräche über die Möglichkeiten der neuen Technologie ins laute, schmutzige Hier und Jetzt verlagern und einen progressiven, pragmatischen Futurismus entwickeln.
Lovink: Am Beispiel von Vinge, Drexler und Moravec zeigst du, daß die High Tech-Wissenschaft Brutstätte einer Techno-Eschatologie oder, wie du's nennst, »einer Theologie des Schleudersitzes,< ist. Diese Propheten von ÜbermorgenLand gewinnen den neuen Technologien richtig religiöse Aspekte ab. »Seine Hei ligkeit lebt und gedeiht prächtig in der Maschine«, zu diesem Schluß kommst du in deinem Kapitel über techno-transzendentale Phantasmen cyberdelischer Kreise in Nordkalifornien. Die Cyberkultur ist unfähig, sich mit ihren religiösen Anwandlungen kritisch auseinanderzusetzen. Feuerbach, Marx, Nietzsche, alle ha ben Religion und deren Institutionen kritisiert, aber in Cyberland gibt es nicht mal einen »Anti-McKenna«. New Age ist anscheinend so tief mit Techno-Kultur verwoben, daß kaum jemand dieses stumme Einverständnis in Frage stellt. Von postmodernen Denkern ist das zwar kaum zu erwarten, aber kannst du dir eine Form von radikalem, digitalen Atheismus vorstellen, um diesen neuen Glaubenssystemen etwas entgegenzusetzen? Oder ist der kalte, modernistische Cyberspace so unerträglich, daß es metaphysischen Trost braucht, um darin zu leben?
Dery: Nun, ich bin zwar nicht Feuerbach, Marx oder Nietzsche, aber ich würde mit McKenna, den ich im übrigen für viel origineller und unendlich eloquenter halte als andere, bekanntere bärtige Propheten des jahrtausendcyberhypes, sehr gern die Klingen kreuzen. Das tu ich letztlich auch, in einer Geschichte für das australisches Cyber-Zine 21.C, in der ich McKennas cyberdelische Visionen als Gute-Nacht-Geschichten für Cyborgs, als Abkömmlinge des sci-fi-Mystizismus eines Arthur C. Clarke, der New-Age-Jahrtausendwende und der dionysischen »expressiven politischen Praktiken« der sechziger Jahre - s eziell derer von Notp
man 0. Brown - entlarve. McKennas gläubige Anhänger nehmen seine Theorien oft zu wörtlich und erweisen ihm damit leider einen Bärendienst, denn seine Visionen gehören ganz eindeutig in die Kategorie »Techno-Eschatologie« beziehungsweise zu einer »Theologie des Schleudersitzes«. Theologisch ist es übrigens ziemlich konventionell: Zum Beispiel wird die Entstehung der Sprache bei den Urmenschen - ausgelöst durch die katalytische Wirkung eines Funkens nach der Einnahme halluzinogener Pilze - als Geschichte des Sündenfalls erzählt; McKennas visionäre Erleuchtung bei seinen Reisen durch »fraktal geometrische Lichträume« gleicht der Wandlung von Saulus zu Paulus auf dem Weg nach Da-
Wired
maskus, und sein @transzendentales Objekt am Ende Letzten Dinge in der Offenbarung des Johannes.
Ich weiß nicht, ob es unbedingt eines »digitalen wort auf die neo-gnostischen und New-Age-Technot Cyberkultur durchweichen. Eigentlich sollte das sch
wetzt am
lich
Schleifstein einer engagierten Politik mit Lei
immer wieder sehr erstaunt darüber, daß es wirk Wimper zu zucken, an so Zeug glauben wie, daß G das heißen mag), wenn die Zahl der Online_ Neuronen im menschlichen Hirn übersteigt, oder an immer
in Cyberia, »jedem Lebewesen« sei »es gegeben, d kehr die Wirklichkeit im großen umzugestalten«.
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Effekt der sechziger Jahre, den P.J.O'Rourke so hi n Daten-Chic täuschen lassen: Es handelt sich hi
»eine pulsierende, schleimige Masse ist und wir alle beschrieben hat.
Cyberpunks beha Lovink-. In deiner Genealogie des
lich literarische) Phänomen käme aus der Poprnus Historisch aber gibt es so gut wie keine Verbindun nologie. Punk mangelte es auch irgendwie an der lung der Cyberpunks.
yberpunk hätten
Dery: Meine These, Punk und C
wird ausführlich in meinem neuen Buch entwickel ich deshalb alle Interessierten einfach auf Escape ich kurz ausfahren, daß Punk und Cyberpunk sic nem Verfall und geschmacklosem Lowlife treffen. halb existentiellern Überdruß, halb zukunftsang und besonders in ihrem heimlichen Glauben an d n urnfunktioni und des subversiven Gebrauchs vo
als Strandgut der Konsumgesellschaft, Müll des Sc Industrialisierung. Im Kapitel »Metall Maschine der früher mal für das legendäre New Yorker Ma sagt, Punkrock »hieß damalsi ja zu sagen zur rno Warhol, liebte alles, was zivilisierte Leute haßten: Werbung, Geldmacherei«. Punk-Ästhetik mit ihr iosigkeit (die nicht zuletzt an die Mondo-lko Wunsch, ein Roboter zu sein, erinnert), ihrer böse
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