Steubing: Johann Hermann St., oranien-nassauischer Kirchenhistoriker, geboren am 6. Mai 1750 in Herborn, † am 23. Mai 1827 zu Dietz. Sein Vater, Johann Wilhelm, ein Schuster, ließ ihn die Classen des Herborner Pädagogiums von seinem sechsten Jahre an durchmachen. Männer wie Dilthey, Otterbein, Faber und Hamel waren daselbst seine Lehrer. Im J. 1766 wurde er zu den akademischen Studien zugelassen und hörte nun bei Marquard Winckel und Valentin Arnold Theologie, bei Georg Adam Fabricius Kirchengeschichte und bei Johann Friedrich Fuchs Beredsamkeit und Geschichte. Am meisten zog ihn Fuchs an, der die Liebe zur vaterländischen Geschichte, besonders aber zu der Gelehrtengeschichte in ihm mächtig zu wecken wußte. Nachdem St. einige Jahre als Candidat an verschiedenen Orten aushülfsweise sich hatte gebrauchen lassen, wurde er 1775 als Rector an das Pädagogium zu Dillenburg berufen, wo er bis zum Jahre 1780 wirkte. Kaum hatte er diese seine erste feste Stelle erhalten, so nahm er seine hochbetagten Eltern zu sich, um sie in ihren letzten Lebensjahren mit treuer Liebe zu pflegen. Schon nach zwei Jahren starb zu seinem großen Schmerze die Mutter Anna Margarethe, eine geborne Rudersdorf, aus der einst so berühmten Theologenfamilie Piscator abstammend; der Vater, zuletzt völlig erblindet, folgte der Mutter erst 1791 nach, 85 Jahre alt. Im J. 1780 kam St. als zweiter Prediger nach Herborn, 1786 aber in derselben Eigenschaft nach Dillenburg zurück. Acht Jahre später berief ihn der Prinz von Oranien zum Pastor primarius nach Dietz, wo er nach der Bildung des Herzogthums Nassau den Titel eines geheimen Kirchenrathes, sowie die Leitung des Decanates Dietz erhielt. Gelegentlich seines fünfzigjährigen Amtsjubiläums 1826 ertheilte ihm Herzog Wilhelm die goldene Verdienstmedaille.
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