Von meiner nachfolgenden Kurzstory existiert im Blaster jetzt auch eine am Ende abgeänderte Version eines »Raphael-II«. Mir persönlich gefällt diese Variante sehr gut und es wäre wirklich schön gewesen, wenn mein Vater damals so gehandelt hätte. Hat er aber nicht. So, wie es hier steht, so war es auch:
Meine Schwester und ich hatten damals gemeinsam etwas ausgefressen und durften uns am Nachmittag, als alles herausgekommen war, gemeinsam eine Strafpredigt anhören, die sich gewaschen hatte. Ich war damals fast 14 und meine Schwester 12. Zum Abschluss wurde die Strafe verkündet und so es hiess dann: »Raphaël, bei dir müssen wir nicht lang herum diskutieren. Du bekommst natürlich heute Abend den Hintern voll undzwar feste...« Dann machte Papa eine Pause und schob schließlich noch ein »...aber ganz feste, dass dir das nur klar ist!« nach. Und während mir schon allein durch die Ankündigung auf den harten Arschvoll die ersten Tränen in die Augen kamen, verkündete er, dass meine Schwester bis zum Abendessen ihre Strafe mit unserer Mutter diskutieren sollte.
Wohlgemerkt, wir hatten beide gemeinsam genau das gleiche angestellt.
Während ich dann auf mein Zimmer geschickt wurde und mir dort schon ausmalen konnte, wie kräftig mich Papa wohl am Abend verhauen würde, hörte ich meine Schwester und meine Mutter aus der Küche immer wieder Lachen, während sie offenbar eine Strafe diskutierten.
Nach dem Abendessen verkündete Mama dann nochmals unsere Strafen und sprach dabei zunächst meine Schwester an: »Raphaël wird jetzt von Papa den Hintern voll kriegen, und das nicht zu knapp, und du Linda hast drei Tage lang Küchendienst. Haben wir uns verstanden?«
Während meine Schwester fast freudig zustimmte, was bei einer solch harmlosen »Strafe« ja auch kein Wunder war, fragte ich mit protestierendem Unterton: »Und wieso soll ich verhauen werden? Kann ich nicht auch Küchendienst machen oder den Rasen mähen, oder sowas?«
Papa antwortete prompt: »Hatten wir nicht vereinbart, dass du ohne jede Diskussion feste was hinten drauf kriegst, Raphaël?«
»Vereinbart?«, fragte ich betont feindselig, »Du hast es wie eine Selbstverständlichkeit angekündigt, Papa. Aber ich finde, wenn Linda jetzt eine 'Strafe light' bekommt, dann ist es total ungerecht, wenn du mir den Hintern verhaust...«
»Ungerecht?«, fragte jetzt meine Mutter empört, »na, das wollen wir doch mal sehen! Du machst es nur noch schlimmer, Junge! Du kannst auch gerne zweimal ordentlich was hintendrauf kriegen, wenn du so weitermachst!«
»Aber ich seh das echt nicht ein«, rief ich aus. »Ich werd gleich übers Knie gelegt und so feste verhauen, dass mir noch zwei Tage lang der Hintern weh tut. Du Mama drohst mir gleich noch mehr Schläge an, nur weil ich sage, dass ihr scheißungerecht seid, ...und Linda? Linda muss dreimal beim Geschirrabtrocknen helfen. Das ist doch mehr als scheißungerecht!«
Papa war jetzt aufgesprungen und packte mich hart am Arm. »Jetzt reicht es, Raphaël. Wir hatten vereinbart 'ohne Diskussion', aber du willst es ja nicht anders. Wir gehen jetzt zusammen auf dein Zimmer und da werde ich dir den blanken Hintern dermaßen kräftig verhauen, dass dir Hören und Sehen vergehen wird, Freundchen. Da kannst du sicher sein, dass dein Hintern so sehr weh tun wird, dass du auch in einer Woche noch deine Mahlzeiten lieber im Stehen, als im Sitzen einnehmen wirst! Und wenn du das dann immer noch ungerecht findest und deiner Mutter mit Schimpfwörtern antwortest, dann können wir das ganze in einer Woche auch gerne nocheinmal wiederholen! Haben wir uns jetzt verstanden?«
Und genauso ist es dann passiert. Ich hab den Arsch voll bekommen, wie noch nie in meinem Leben. Zum ersten Mal auch noch auf den nackten Hintern, was ich als peinliche Zusatzstrafe empfand. Und dann hat kein Heulen, Schreien, Brüllen und Betteln mehr geholfen. Es gab einfach nur Schläge, Schläge, Schläge. Und unbändige Schmerzen! Es hat wirklich mehr als eine Woche gedauert, bis ich wieder richtig sitzen konnte. Und ich war tatsächlich der bravste und einsichtigste Sohn der Welt, als Mama mir dann die angedrohte Strafwiederholung nochmals in Erinnerung gerufen hat.
Und meine Schwester? Die findet noch heute, so viele Jahre danach, dass ich all die Schläge verdient hatte, während sie ein paar Mal in der Küche geholfen hat. »Du bist doch damals noch gut weggekommen«, hat sie mir letztens erst nochmal gesagt, »wenn's nach Mama gegangen wäre, hättest du nach einer Woche nochmal den Arsch voll gekriegt. Und eigentlich wäre das auch richtig gewesen!«
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