»Immer viel trinken und Ruhe«, erklärte sie. Ihr aufrichtiges Mitleid bezüglich meiner Migräne war mir etwas unangenehm, andererseits schmeichelte es mir auch, weil ich ja Bauchpinselei gar nicht gewöhnt bin. Das Essen war ausnehmend gut, überirdisch fast. Carpaccio, dann Überbackenes vom Kalb, dann Tiramisu. Und einen Espresso aufs Haus. Ich saß etwas nach vorn gebeugt, eigentlich untypisch, bin ich doch oft eher ein zurücklehnender Typ. Leise gab ich Belangloses von mir, und selbst das schien sie zum Lachen zu bringen. Irgendwann hätte sie auch vor dem Nichts gestanden, sagte sie heiter, ohne das Lächeln aus ihrem Silberblick zu nehmen. Die Einstichnarben in ihrer Ellenbeuge waren alle vom Plasmaspenden. Ziemlich fies sah das aus. Nun bin ich 33, fast schon erwachsen, sagte ich, ohne Wert darauf zu legen, daß es wie ein Scherz klang. Aber mittlerweile weiß ich ja, daß ich ohnehin keinen Einfluß darauf habe, wie ernst mich die anderen nehmen. Meistens nehmen sie mich ernster als ich befürchte.
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