Heute Abend, in dieser traurigen, doch irgendwie auch beseelten Stimmung lief ich durch die beleuchteten Strassen. Der Sommer war noch irgendwie in der Luft und man spürte zugleich aber auch schon den sich herannahenden Herbst. Die Menschen trugen wohl heute Abend zum letzten mal ihre Sommerkleidung. Ja, die Luft war doch irgendwie angenehm warm. In den Schaufenstern kann man jetzt schon die Mode der kommenden Herbst- und Wintersaison bewundern, aber interessieren tut sich dafür niemand jetzt. Man möchte nicht an kalte Tage denken. Ein junges Pärchen kam mir entgegen. Sie erzählten sich irgendetwas, alle hatten heute den Tag genossen. Ganz plötzlich hielt sie inne und schaute auf das Schaufenster einer bekannten Modemarktkette. Dann schaute auch er und sie sagte: »Was sind das für Leute?« Eine Weile blieben sie noch stehen, dann gingen sie weiter und setzten ihr zuvor begonnenes Thema fort. Jetzt schaute auch ich auf. Ich dachte mir noch, es wären irgendwelche speziellen Klamotten gewesen sein, die das Erstaunen der jungen Frau auslösten. Jetzt schaute auch ich in das Schaufenster. Die ausgestellten Klamotten waren wie alles, was sonst auch in den anderen Schaufenstern auslag. Doch dann erschrak ich. Die Leute, von denen die Rede war, ware längst auf und davon. Sie hatten etwas unglaubliches getan. Sie hatten die Schaufenster mit ihrem Speichel angespuckt. Riesige Rotzfahnen waren auf dem Schaufenster. Dickflüssiger Speichel rann hinunter. Man fragt sich in diesem Moment nur eines: Wer macht so etwas und warum eigentlich? War es die Langeweile, zu warten, bis der Bus da ist, vor dem Schaufenster befindet sich nämlich eine Bushaltestelle. Ich musste ganz plötzlich lachen, ganz laut lachen. Worüber? Über die Stadt Erkelenz und die Menschen, die dort leben.
Aus: Erinnerungen an Erkelenz, ein unveröffentlichter Roman von Sandra Hambikutani
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