Sicher ist es sehr mühsam, einen ganzen Roman zu schreiben, der dazu noch bis zur letzten Zeile eigenen und fremden Ansprüchen genügt. Und reich könnte ich mit den Themen, die mir da so vorschweben, auch nicht werden. Noch unangenehmer die Vorstellung, daß der erste Roman, gerade weil er vielleicht nicht so avanciert geschrieben ist, ein Erfolg wird und alle späteren Werke, die ich schriebe - und die wegen des gewachsenen Schreibtrainings natürlich besser würden - am Erstling gemessen würden und nicht so gut ankämen, Fallschirmspringer statt Rakete. Nein, da schreibe ich lieber keinen Roman. Obwohl zumindest der eine Reiz bestünde, meine Romanfiguren seitenlang durch hiobhafte Mißgeschicke gehen zu lassen, die allesamt unglücklich enden. Die Debütantin auf dem Opernball erleidet einen Gebärmuttervorfall, der Meisterkoch verbrennt sich bei einer nächtlichen Küchenorgie den Piez, der Altphilologe stirbt an einer Papyrusallergie... Vielleicht schreibe ich doch mal einen Roman. Nur für mich, damit ich was zum böse kichern habe.
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