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Das Rittergut war eine preussische staats- und verwaltungsrechtliche Institution, die erst unter dem Nationalsozialismus entgültig aufgehoben worden war. Durch die Verleihung des Titels »Rittergut« wurde der Gutsbesitzer, also der Grundeigentümer, zur universell zuständigen unteren Verwaltungsbehörde für seinen »Gutsbezirk«. Er war untere Bauaufsicht, Strassenbehörde, Forstbehörde, Schulamt, Polizei und Feuerwehr - eine ziemlich aufwendige Geschichte also, die mit beträchtlichen Verpflichtungen verbunden war, deren Einhaltung auch durch den zuständigen Landrat ziemlich penibel überwacht worden war. Deswegen kam die Erhebung eines Gutes zum »Rittergut« von vorneherein nur dann infrage, wenn es sich um eine zusammenhängende erhebliche Fläche handelte, die dünn besiedelt war, kein Bedarf an höherer Infrastruktur zu erkennen war, und auch entsprechend leistungsfähig. Der Rittergutsbesitzer hatte u.a. eine der Einwohnerzahl seines Gutsbezirks entsprechende Schule samt Lehrkräften zu unterhalten, eine Feuerwehr zu organisieren und mit entsprechendem Gerät auszustatten, sowie die Strassen und Wege in seinem Bezirk zu unterhalten. Hinzu kamen noch eine Reihe von Spezialzuständigkeiten, so etwa teilweise die Befugnisse eines Notars. Das Bürgerliche Gesetzbuch kannte noch zu meinen Studienzeiten in den 80ern das »Gutsbesitzertestament«, daß von einem Rittergutsbesitzer als Quasi-Notar aufgenommen werden konnte, und die selbe Beweiskraft hatte, wie ein notarielles Testament. Die Eigenschaft des »Rittergutsbesitzers« war jedoch keinesfalls an die adelige Herkunft des Besitzers gebunden - auch ein »Bürgerlicher« konnte solch ein in seinem Bezirk allmächtiger »Rittergutsbesitzer« werden. Die Eigenschaft ging automatisch zB bei Kauf, Verpachtung, Erbgang usw. auf den Rechtsnachfolger über, wobei jedoch regelmässig alsbald eine Überprüfung - wohl durch die Regierungspräsidenten - erfolgte, ob der neue Rittergutsbesitzer den Anforderungen des Amtes überhaupt Genüge tun konnte und auch bereit dazu war.
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