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mcnep schrieb am 30.4. 2005 um 21:34:07 Uhr über

Präimplantationsdiagnostik

Seit ein paar Stunden denke ich wie über vieles andere kühl und wägend, doch zugleich berauscht vom Durchschreiten unerreichbar gewähnter Möglichkeitsräume darüber nach, mit meiner lieben Freundin C* auf in vitro–Wege ein Kind zu zeugen. Da ich kaum glaube, daß sie sich mit ihren 40 Jahren den Risiken einer Schwangerschaft auszusetzen denkt, wäre an eine Leihmutterschaft zu denken, obwohl das ganze so natürlich etwas frankensteinig–jackohaftes bekommt. Andererseits stellt sich mir natürlich schon die Frage, was genau die ungefragte Claudia und vor allem ich im weiteren Fortgange mit diesem Kinde anfangen würden; mir würde eine monatliche Regelung vorschweben, bei der das Kind im Wechsel bei mir in einer Nachbarwohnung durch eine Gouvernante, beziehungsweise Amme großgezogen würde, die dann im Wechsel zu C* und ihrem Mann nach Frankfurt fahren könnte, wobei dies gerade mit O*, der vermutlich zeitlebens den Typus des aushäusigen Intellektuellen repräsentieren wird, genauestens abzustimmen wäre. Überhaupt denke ich, daß C* vielleicht anders als ich gar keine elterlichen Restgefühle in ihrem Busen hegt und sie mir schlimmstenfalls einfach mit einem Ei oder auch fünf aushelfen müßte (was sie bestimmt gerne täte, birgt sie doch mit Sicherheit noch mehr Eier in ihren Stöcken, als sie bis zur Menopause je abstoßen könnte). Gut, dann hätte ich also irgendwann mein Baby samt perfekter Kinderfrau, und weiter? Es versteht sich, daß ich nicht etwa, wie es die Wüstlinge bei de Sade, aber auch ungezählte Eltern im wörtlichen und übertragenen Sinne mit ihren Kindern tun, den Nachwuchs zum monströsen Eigenverbrauch heranzöge, nein, aus dem Jungen sollte schon was Vernünftiges werden. Und ich denke schon (wer die Musik bezahlt, der darf sie auch bestimmen), ein Junge sollte es werden, mit PID müßte da im Vorhinein so einiges zu machen sein. Es ist nämlich so, und mir ist klar, daß feministischeMänner solche Aussagen vielleicht nicht so toll fänden, aber tief im Herzen bin ich eben doch ein alter Chinese, und der Spruch mit dem dummen Sohn, der besser ist als eine gescheite Tochter - nun, das stimmt in extremo natürlich ganz und gar nicht und den würde ich sehen, der einen sabbernden Dösbaddel einem blitzgescheiten, hübschen Kunstgeschichtehauptfachmädchen vorzöge, aber donna e mobile, verstehe ich der Frauen Herz? Eben, und da möchte ich auch nicht als Mittfünfziger mit anfangen müssen, wenn mein sauberes Fräulein Tochter heulend vor ihrem VoIP krampft, weil der bestellte 2TerabyteTurnschuh nicht bis zur großen WebcamParty fertig ist. Dann lieber irgend so einen mürrischen Lauser, der mir hin und wieder ins Portemonnaie langt und dessen vollgewichste Taschentücher ich schmunzelnd aus seinen albernen Schlabberjeans fische, um es der Haushälterin zu ersparen. Der Junge - ich brauche wohl nicht zu sagen, welchen Namen er tragen wird - bisse sich in seiner Adoleszenzphase vermutlich die Zähne aus, wollte er wie jeder Sohn versuchen, in eine Fundamentalopposition zu mir zu treten: Eine zugleich antikapitalistische wie unmenschliche Geisteshaltung müßte ihn in die Arme der NPD und anderer brauner Rattenfänger treiben, doch davor, da bin ich sicher, bewahren ihn und uns C*s und meine guten Anlagen und eben nicht zuletzt die Präimplantationsdiagnostik.


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