In der Penne gab es diese phonetische Schrift, die wie stenographische Zeichen aussah, oder Hier-o-glüh-phen von den alten Assürern. Wir mußten sie lernen, und wurden sogar darin benotet, diese komische Schrift zu schreiben. Das »pädagogische Konzept« (ein Begriff, bei dem ich heute noch den Revolver entsichere) war wohl, einen künstlichen Eingang ins Hirn für die fremdartigen Laute und Betonungen zu sprengen. Aufgegangen ist es - bei mir jedenfalls - nicht, und ich war heilfroh, als ich mich in der Oberstufe von den lebenden Sprachen abwenden konnte, um im toten Latein mein Glück zu finden. Dort lasen wir Klassiker der Naturrechtslehre von Cicero bis Pufendorf im lateinischen Originaltext, während die Kameraden im Französischunterricht Sätze wie: »Der Pullover von Yvonne liegt in der Küche von Madamme Renault unter der Zeitung meines Onkels« erst ins franzöische, und dann in diese Hieroglühstrümpfe übersetzen durften. Scheiss drauf !
Und dann, nach Jahr und Tag, begegnete mir dieser Ausdruck »phonetisch« wieder, nämlich in der Justiz, in den polizeilichen Protokollen, wo dann irgendwo zu lesen stand: » ... gab an, er wolle zu einer Werkstatt namens Tussäng (phon.) fahren ...« Was wollte der Zeuge ? Wohin ? ... Grübelgrübel ... bingo ! Toussaint ! Phonetisch geschrieben !
Wie sagen doch die Entwicklungsplüschologen ? Man kann sich von nix drücken, es holt einen alles wieder irgendwann ain (phon.)
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