»Penile Disassembly« – für schwierige Fälle von M. Peyronie
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Bildet sich eine Peyroniesche Plaque im distalen Penisdrittel oder an der Penisspitze, versagen Standard-Operationsmethoden oder sind mit einer für den Patienten schwer akzeptablen Penis-Verkürzung verbunden. Der Urologe Dr. Ralf Basting vom Kreiskrankenhaus Alt-/Neuötting berichtet über seine Erfahrungen mit der in Belgrad entwickelten Operationstechnik der penile disassembly, die diese Probleme löst.
Die Induratio penis plastica geht auf eine Plaquebildung in der Tunica albuginea zurück. In manchen Fällen nimmt der Penis groteske Formen an, oft ist die Erektion mit Schmerzen verbunden. Mit der Progression der Erkrankung kann neben der Unmöglichkeit der Intromission auch eine Impotenz auftreten. Die therapeutischen Ansätze gelten der Plaquebehandlung und beginnen meistens konservativ zum Beispiel mit Vitamin E, Kalium-para-Aminobenzoat, Verapamil oder Steroiden. Es gibt auch Berichte über eine Interferontherapie und Bestrahlung.
Sind alle konservativen Ansätze erschöpft, bleibt dem Patienten nur die chirurgische Behandlung. Diverse operative Techniken sind entwickelt worden, um die durch die Plaque verursachten Deformitäten zu korrigieren. Kleinere Kurvaturen sowie größere Krümmungen im mittleren und proximalen Schaftdrittel können mit verfügbaren Standardtechniken korrigiert werden.
Korrektur um den Preis der Penis-Verkürzung?
Diese Methoden sind jedoch nicht geeignet, Verkrümmungen am distalen Penisdrittel oder an der Penisspitze zu behandeln. Sollte es in solchen Fällen doch einmal gelingen, den Penis zu begradigen, dann nur um den Preis einer für den Patienten inakzeptablen Penisverkürzung. In schwierigen Fällen muß man mit einer Verkürzung bis zu 4 cm rechnen.
Wir wenden seit etwa zwei Jahren das von Professor Perovic aus Belgrad entwickelte penile disassembly an, als derzeit einzigen Zugangsweg zu den Schwellkörperspitzen und zum distalen Penisschaft-Drittel. Mit dieser Technik können auch diese Plaques komplett freigelegt und chirurgisch behandelt werden.
Anatomie-gerechtes Zerlegen des Penis
Das penile disassembly ist ein Anatomie-gerechtes Zerlegen des Penis in seine Bestandteile. Dabei wird die Glanskappe mit dem neurovaskulären Bündel (dorsal) und der Harnröhre (ventral) komplett von den Schwellkörpern mobilisiert. Im Septumbereich – an der Schwellkörperspitze – ist besondere Behutsamkeit geboten, vor allem, wenn sich hier die Plaque befindet, die die Gefäße ummauert. In diesem Bereich besteht die größte Gefahr, das dorsale neurovaskuläre Bündel zu verletzen oder die Harnröhre zu eröffnen. Bei der Harnröhren-Präparation ist das Wasserskalpell (Waterjet) von großer Hilfe. Ist einmal die Eichel von den Schwellkörpern abgehoben, setzt man die weitere Präparation des neurovaskulären Bündels fort, bis die Plaque komplett freigelegt ist.
Anschließend wird der Penis wieder „zusammengebaut“
Intraoperativ wird der Verlauf dorsaler Bündelarterien permanent mit dem Doppler geprüft; sie sind für die Eichel von vitaler Bedeutung. Je nach Ausdehnung der Plaque wird sie entweder quer inzidiert oder – wenn sie sehr groß sein sollte – mit dem Laser ausgedünnt. Der so entstandene Schwellkörper-Defekt wird dann mit einem Vorhaut-Patch gedeckt. Der Vorhautlappen wird zuvor mit dem Waterjet papierdünn präpariert. Auf diese Weise verhindern wir eine allzu große Penisverkürzung.
Anschließend wird der Penis wieder »zusammengebaut«, das eingesetzte Patch wird dabei vollkommen vom dorsalen neurovaskulären Bündel gedeckt, das ihm Stabilität verleiht. Dem Patienten wird zu einer vierwöchigen postoperativen sexuellen Enthaltsamkeit geraten und zur regelmäßigen Anwendung der Vakuumpumpe, um eine postoperative Vernarbung zu verhindern.
Die Indikation muß streng gestellt sein
Die Operation ist äußerst aufwendig. Eine sehr strenge Indikationsstellung ist erforderlich. Männer mit definitiver Penisdeformierung im distalen Penisdrittel und erhaltener Potenz kommen in Frage. Auch wenn die Peyroniesche Erkrankung mit venös bedingter Potenzschwäche verbunden ist, kann der Patient von einer Operation profitieren, da beim Disassembly der venöse Rückstrom aus dem Penis gedrosselt wird. Präoperativ sind detaillierte Untersuchungen notwendig. Bei allen Patienten wird eine ausführliche medizinische und Sexual-Anamnese erhoben, einschließlich Farbdoppler-Kavernosometrie und Kavernosogramm. Der Grad der Peniskrümmung wird in erigiertem Zustand mit einem Winkelmesser bestimmt.
Trend: erektile Dysfunktion durch Eingriff gebessert
Wir konnten in allen Fällen den Penis zufriedenstellend korrigieren. Alle Patienten waren post-operativ potent. 40 Prozent der Männer berichteten postoperativ über mäßige, temporäre Gefühlsstörungen, die drei bis sechs Monate anhalten können. Es zeichnet sich der Trend ab, daß eine vorbestehende erektile Dysfunktion durch den Eingriff gebessert wird – in keinem Fall trat eine Verschlechterung ein. Das penile disassembly ist eine Operationsmethode, die in der Penischirurgie neue Möglichkeiten eröffnet hat. Sie gestattet die komplette Freilegung des Schwellkörpers und erlaubt somit seine ideale Korrektur.
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