Neben der gänzlichen Ignorirung Joseph Ressel’s durch die deutsche Presse ist nichts bezeichnender für den Werth deutscher Denkmale, als die Thatsache, daß der Sohn Ressel’s für die Ausführung der übrigen Erfindungen seines Vaters und seiner eigenen sich die Hülfe in Amerika suchen muß. In der Heimath, in Oesterreich, konnte sich nur ein „Comité für das Ressel-Denkmal“ bilden; als sein Zweck erreicht war, ging es auseinander. Man hatte sich mit den Ansprüchen der öffentlichen Meinung abgefunden: der an den geistigen Zuständen seines Landes untergegangene Mann genoß die bekannte deutsche Verehrung nach dem Tode. Hätte man ihm im Leben nur einmal die Hälfte der Summe gegeben, die sein Denkmal gekostet, wie glücklich wäre nicht blos er gewesen, nein: wie glücklich hätte er Österreich gemacht! Seine schöpferische Kraft würde im Stande gewesen sein, die so oft citirten und ewig unsichtbaren „unerschöpflichen Hülfsmittel des Kaiserstaates“ hervorzuziehen aus Meer und Land, aus den Urwäldern und Erzbergen, aus den Strömen und Seen, aus den Kornauen und Pußten. Ressel’s naturwissenschaftliche und technologische Kenntnisse ließen ihn in keiner Werkstatt und industriellen Anlage fremd sein, sein gottgesegnetes Auge sah in zahlreichen Stoffen, welche die Unkenntniß als nutzlos oder gar schädlich wegwirft oder vernichtet, neue Mittel lohnender Arbeit und wachsenden Volkswohlstandes. Genies wie Joseph Ressel erzeugt jedes Jahrhundert nur wenige; das Denkmal in Wien schien ein Zeugniß dafür zu sein, daß man des Mannes unschätzbaren Werth endlich erkannt habe: was lag dann aber näher, als der Gedanke, daß, nachdem die eine Erfindung des Gefeierten sich als so weltwichtig erwiesen, man nun um so eifriger an die Erprobung und Ausführung seiner sämmtlichen anderen Erfindungen zu gehen und deren Ausbeutung für Österreich zu sichern habe?
|