Niemandsländer
(Ein Gedicht über Orte, die niemandem gehören, doch von vielen durchquert werden.)
I.
Zwischen Hier und Dort,
wo die Karten ausfransen,
wo die Straßen keine Namen tragen,
wo Linien nur noch Andeutungen sind.
Dort, wo das Licht nicht mehr zählt,
weil es zu weit von den Fenstern fällt,
wo die Stimmen leiser werden,
weil keiner mehr fragt,
wer hier noch bleibt.
Ein Land,
das auf keinem Schild steht,
das keinen Zoll kennt,
keine Flagge,
keine Hymne,
nur das Rauschen des Windes,
der nicht weiß, wohin er gehört.
II.
Hier gehen sie,
die nicht bleiben dürfen.
Hier warten sie,
die kein Ankommen kennen.
Hier schlafen sie,
die keine Adresse haben,
deren Schatten sich verlieren
zwischen Beton und Sand,
zwischen Zaun und Wasser,
zwischen gestern und nichts mehr.
Hier flüstert das Gras
von Füßen, die nie zurückkehrten,
von Händen, die nichts mitnahmen,
von Augen, die suchten,
doch nichts fanden
als eine Grenze ohne Tür.
III.
Man sagt, ein Niemandsland gehört niemandem,
doch es trägt die Spuren von allen,
die es nicht verlassen wollten,
die es nicht überqueren konnten,
die zu lange standen,
zu lange sahen,
zu lange warteten,
bis die Zeit selbst
sie ausradierte.
Zwischen Hier und Dort,
zwischen Atem und Echo,
zwischen einem Ort,
den man Heimat nennen könnte,
und einem anderen,
den keiner kennt.
Dort sind sie,
dort bleiben sie,
dort verliert sich der Tag
ins Niemandsland der Zeit.
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