Am folgenden Morgen bei Milchkaffee und Chocolade (zusammen zur beliebigen Wahl aufgetragen) war fast ausschließlich von Politik die Rede, die ich hier übergehe. Ich spielte, um das Gastrecht nicht zu verletzen, den Neutralen, den Unwissenden, und äußerte nur den Wunsch, mich näher zu unterrichten. Auch von unsern Ausflügen notir’ ich nur den nach Ventimiglia auf einem Felsen dicht am Meere. Er verdient wegen seines echt italienischen Charakters und Gegensatzes zu Nizza ein Wort. Als wir durch die engen, steilen Straßen hinauf holperten, füllten sich alle Fenster und Balkone mit liebenswürdiger Neugier, und es entstand ein allgemeines Grüßen und Verneigen vor uns, besonders dem ehrwürdigen Oberst, der fortwährend seinen grauen Schnurrbart drehte, und angelegentlichst wieder grüßte. Es war die liebenswürdigste Kleinstädterei in einer naiven, graziösen Weise, wie sie nur dem echten, unverdorbenen Italiener gelingt. In den großen Städten Italiens, jenseits Sardiniens, gibt’s mehr Fremde und Flöhe, als Italiener und Citronen, mehr Polizei und Kerker, als Orangen, glühend im dunkeln Laube. Italien kommt zunächst nur in dem felsengeschützten Sardinien wieder zu sich. Weil sich darüber zu viel sagen ließe, schweigen wir lieber ganz.
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