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Prof. Grzimeck schrieb am 12.9. 2005 um 15:13:12 Uhr über

Manati

Die Ordnung Sirenia teilt sich in zwei Familien: die Rundschwanzseekühe oder Manatis (Trichechidae) und die Gabelschwanzseekühe oder Dugongs (Dugongidae). Bei beiden sind die Hintergliedmaße bis auf Beckenreste verkommen und durch Schwanzruder ersetzt worden. Die Muskulatur der konkaven, walähnlichen Schwänze der Dugongs ermöglicht einen schnellen Antrieb und eine kurzfristige Steigerung der Geschwindigkeit bis zu 25 km/h. Der konvexe, durch einen knochenlosen Mittelkamm verstärkte Schwanz der deutlich langsameren Manatis dient vor allem dazu, sich beim Fressen auf dem Boden abzustützen.

Sowohl Manatis als auch Dugongs waren einst weit verbreitet, wurden aber durch die Jagd drastisch dezimiert. Der erlesene Geschmack und die Haltbarkeit ihres Fleisches sowie die Verwertbarkeit ihrer Lederhaut machen sie bis heute zu einer begehrten Beute.

Rundschwanzseekühe werden bis zu viereinhalb Meter lang und über 650 Kilogramm schwer. Die Familie besteht aus nur einer Gattung mit drei Arten: dem Westindischen Manati, Trichechus manatus, dem Amazonas - Manati, Trichechus inunguis und dem Westafrikanischen Lamantin, Trichechus senegalensis. »Manati« und »Lamantin« sind eine spanische, beziehungsweise französische, Abwandlung des Wortes der südamerikanischen Aruak-lndianer für die weibliche Brust, einem Erkennungsmerkmal aller Seekühe. Westindischer Manati und Westafrikanischer Lamantin haben auf den Flossen noch sichtbare Fingernägel, Indizien dafür, dass Seekühe von Huftieren abstammen.

Floridas Manatis bilden eine von zwei Unterarten des Westindischen Manati, der in der Karibik, dem Orinokosystem und in den subtropischen Gewässern entlang der nord- und südamerikanischen Atlantikküste vorkommt. Der Amazonas - Manati, die einzige Seekuhart, die nur im Süßwasser lebt, ist auf den Amazonas und dessen Nebenflüsse beschränkt. Das Verbreitungsgebiet des Lamantin sind die Küstengewässer und Flüsse Westafrikas.

Von den Gabelschwanzseekühen ist nur noch eine Gattung und Art erhalten: der Dugong im engeren Sinne, Dugong dugon, der über drei Meter lang und 200 Kilogramm schwer werden kann. Der Name leitet sich vom malaiischen Duyung (,,Meerweib") ab. Heute gibt es noch etwa 30 000 Dugongs, die ausschließlich im Meerwasser und weit verstreut in den Küstengewässern von Ostafrika bis zu den westlichen Südseeinseln leben. Nach jahrhunderterlanger Verfolgung durch den Menschen ist der Dugong zu einem Nachttier geworden.

Eine zweite Art der Dugongs, die mit Abstand größte und einzige in kalten Gewässern vorkommende Seekuh, wurde vermutlich 1788 ausgerottet - keine 30 Jahre nach ihrer Entdeckung durch den deutschen Naturforscher Georg Wilhelm Steller. Steller fand noch etwa 1500 Exemplare der bis zu acht Meter langen, vier Tonnen schweren Riesenseekuh Rhytina gigas, bei den unbewohnten Kommandeurinseln im Beringmeer vor. Russische Pelzjäger, auf der Suche nach Proviant und Häuten für den Bootsbau, erledigten aber schnell die Population. Sie hinterließen nur den von ihnen geprägten Namen, unter dem die Tierordnung Sirenia heute in der deutschen und vielen anderen Sprachen bekannt ist: Morskala Korowa, die »Seekuh«.


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