taz, 2.6.2000
Keine Möse vor dem Altar
Landesbischof Huber untersagt die Vermietung der Emmaus-Kirche an den Internationalen Hurenkongress. Gemeindepfarrer macht Teilrückzieher und verärgert damit die Prostituierten
Der evangelische Pfarrer der Emmaus-Kirche am Lausitzer Platz, Jörg Machel, hat es nicht leicht. Von allen Seiten bekommt er Prügel. Sein Chef, Landesbischof Wolfgang Huber, ist stinksauer, weil Machel die Emmaus-Kirche an Prostituierte vermietet hat. Die Prostituierten sind sauer, weil Machel sie nicht wie vereinbart in das Kirchenschiff lässt, sondern nur in einen Raum unter dem Turm.
Hintergrund der Aufregung ist der 25. Internationale Hurentag, der bis kommenden Montag in Berlin durchgeführt wird. In der Kreuzberger Kirche sollte gestern nach Redaktionschluss die Eröffnungsfeier stattfinden. Aus Ärger über Machels Teilrückzug kündigten die Verstalterinnen jedoch an, die Feier vor der Kirche abzuhalten.
Stein des Anstoßes war das Maskottchen des Hurentags: Eine Pappmaché-Vagina in den Ausmaßen von drei mal fünf Metern. Nach Unterzeichnung des Mietvertrags für das Kirchenschiff hatte Machel nach eigenen Angaben von einem BZ-Reporter erfahren, dass die Frauen in dem »Sakralraum« einen »Ritualtanz« um die Vagina aufzuführen gedächten. Diese Performance habe der Emmaus-Gemeindekirchenrat als »Vertragsbruch« gewertet, weil der Sakralraum damit in Misskredit gebracht würde, sagte Machel...
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