Beim Aufstehen vorhin eine wenngleich milde Panikattacke, als ich bei vollkommener Dunkelheit (lichtdichte Rolladen) aufstehe, mit der Grundrisszeichnung des gut vertrauten Schlafzimmers im nachtzerfurchten Schädel, mich aus naheliegenden Gründen nach rechtsvorne - Zimmernordseite - zum Badezimmer orientiere, die Hand tastend ausgestreckt in der Erwartung, jeden Augenblick auf Lichtschalter oder Badtür zu treffen und stattdessen plötzlich den an der Westseite des Raums befindlichen Schrank taste. Diese unerwartete Positionierung meiner Person brachte mein Orientierungsvermögen gänzlich zum Erliegen, zudem hatte ich nicht wie sonst häufig die Kleidung des Vortags auf dem Boden verstreut, so dass auch kein Anhaltspunkt für das dritte, nämlich das Hühnerauge bestand. Nur die latent im Raum stehende Gefahr, in dieser Herausgeworfenheit aus der vertrauten heimischen Kompassrose vor Vitrine oder Nachttisch zu semmeln oder über einen der Hunde zu stolpern, alles gepaart mit dem sich in der Nervosität verstärkenden Harndrang. Blind im unerwartet Unvertrauten, was gibt es Schlimmeres? Irgendwann war dann eine Wand gefunden, an der entlangtastend ich einen erlösenden Lichtschalter fand. Den Grund für die mir so zunächst unerklärliche Desorientierung habe ich dann auch gefunden: Ich hatte mich im Schlaf im alleine genutzten, besucherritzenlosen Doppelbett um 90° gedreht. »Wo wir alleine schlafen, sind wir ohne Heimat« sagt Jahnn. Ich ergänze: Und ohne Ankerpunkt.
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