Sturmumtoste Heide bei Mitternacht. Eine geschmackvoll verhärmte Erscheinung hastet gebückt durch den Sturm: Es ist Lea Rosh, die sagenumwobene Molaren der polnischen Erde wiedergibt. Ganz eins mit sich und dem blutdampfenden Boden, schwebt sie mehr, als sie geht, über das Gräberfeld, bis ihr die Zahnenergie jene Stelle mitteilt, an welcher sie zur Ruhe finden möchte. Es ist soweit. Bis in die Schleppe ihres aschegrauen Kleides, das ihr von blinden Kibbuzkindern in Nachtschichten gewebt wurde, durchzittert Lea Rosh ein stimmungsvolles Grauen. Sie greift in einen mitgebrachten koscheren Utensilienkoffer der Firma Bree (Preis auf Anfrage), dem sie eine goldene Schaufel entnimmt, die sie zu diesem Zwecke zuvor aus Altgold hatte gießen lassen. Auf eine lange geprobte Geste, einem weihevollen Gruß mit der Rechten hin, treten die sämtlich mit einer Kippa bedeckten Fotografen der Weltpresse hinzu und tauchen die nach wie vor stürmische Heide zusätzlich in ein Blitzlichtgewitter. Beim ersten Stich in die Erde trifft die Schaufel auf einen komplett erhaltenen Unterkieferknochen. Jubelnd reißt Lea Rosh die Trophäe an sich und tänzelt beschwingt, den ursprünglichen Backenzahn achtlos in ein Ginstergesträuch werfend, den Fernsehstudios entgegen.
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