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kiki schrieb am 21.8. 2009 um 12:12:50 Uhr über

Jägermeister

Einer meiner vielen Studentenjobs damals war die Frühschicht in einem Kiosk am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Ich erinnere mich noch an eine meiner besten Kundinnen. Repräsentativ gekleidet, ein Aktenköfferchen in der Hand, offensichtlich auf dem Weg ins Büro zu einem gut bezahlten Job. Jeden Morgen kam sie an meinen Kiosk, pünktlich in der Frühe, kurz nachdem ich um 6 Uhr geöffnet hatte. Jeden Morgen kaufte sie dasselbe: eine große Taschenflasche Jägermeister - kein billiger Spaß, in der Tat die teuerste Spirituose, den ich zu verkaufen hatte. Und jedesmal öffnete sie diese sofort, leerte sie auf ex, und warf die leere Flasche bei mir in den Abfalleimer, bevor sie sich auf den Weg machte.

Sie war wahrscheinlich eine sehr gut bezahlte Managerin. Ich war eine kleine Studentin knapp unterhalb der Armutsgrenze. Trotzdem hätte ich nicht mit ihr tauschen wollen. Was ist das für ein Leben, das man nur aushält, wenn man sich gleich frühmorgens eine Dosis Alkohol 'reinkippen kann? Und Jägermeister wohl, um die resultierende dauernde Alkoholfahne gegenüber den Kollegen erklären und entschuldigen zu können? (»ja, ich nehme Jägermeister gegen meine Magenprobleme, rein medizinisch, mir tun die Kräuter gut...«)

Mir ist tatsächlich später im entfernten Bekanntenkreis noch ein Fall begegnet, wo Alkoholismus am Arbeitsplatz mit Jägermeister und seinem angeblich medizinischen Effekt kaschiert wurde. Zweifellos war diese Ausrede beliebt. Ob das immer noch so ist?





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