Albert fand, kurz nachdem er endgültig als Novize gescheitert war und das Kloster hatte verlassen müssen, eine Wohnung im Industrieviertel, einen Loft in der obersten Etage einer Fabrik. Durch die großen Fenster, die vom Parkett bis zur hohen Decke reichten, hatte er einen atemberaubenden Blick bis auf die entfernten Gebirgshöhen. An einem Nachmittag im Winter wollte ich ihn besuchen. Es hatte den ganzen Tag geschneit. Über allem war eine weiße Decke gebreitet, und da es Sonntag war, lief ich als einziger Passant durch die von bizarren Industriebauten gesäumten Straßen. Kein Fahrzeug störte die Stille und in den Fabriken ruhte die Arbeit. Ich fühlte mich zugleich verlassen und von einem tiefen Frieden durchdrungen. Einmal nur sah ich einen Hausmeister, der mit seinem Schäferhund hinter einem Drahtzaun stand und mich gelangweilt beäugte. Es hatte aufgehört zu schneien und die hohen Backsteinmauern schimmerten im matten Sonnenlicht. Nach einigem Suchen fand ich schließlich Alberts neues Domizil am Ende der Gotteslobstraße (ausgerechnet!).
Als ich mich Stunden später nach angeregten Diskussionen von Albert verabschiedet hatte, war es Abend geworden, und ich fürchtete für einen Moment, im Dunkeln den vertrackten Weg zurück nicht zu finden. Dann aber bemerkte ich, daß ich nur meinen Fußspuren zu folgen brauchte, die ich als einziger Fußgänger hinterlassen hatte.
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