"Am Heimcomputer sitz ich hier
und programmier die Zukunft mir..."
(Kraftwerk, 1981 auf dem »Computerwelt«-Album)
Ja, das waren Zeiten! 20, 32, 48, 64, wenn's hoch kam 128 Kilobyte RAM, Betriebssysteme, die fest ins ROM gebrannt waren und nicht von irgendeinem externen Datenträger geladen werden mussten... apropos Datenträger, die meisten Heimcomputerbenutzer waren damals, als der Computer in mein Leben trat, noch mit Cassettenlaufwerken unterwegs (oder diesen seltsamen Microdrives von Sinclair), wer ein echtes Diskettenlaufwerk sein eigen nannte (wie ich ab September 1984), war der Platzhirsch im lokalen »Raub«kopiererrevier...
Die Computer konnten 8 oder 16, manche auch 64 Farben darstellen, in einer Auflösung, die heutzutage jeder bessere Taschenrechner made in Schingschangschong schafft, manche konnten nur piepsen, andere (wie z. B. der Commodore64) hatten richtig ausgefuchste polyphone Synthesizer unter der Haube. Man stöpselte den typischen Heimcomputer an den Schwarzweiß- oder Farbfernseher, wer was auf sich hielt (oder frisch konfirmiert worden war) kaufte sich einen Farbmonitor mit Komposit- oder RGB-Eingang, VGA war noch lange hin...
Programmiert wurde in BASIC, dessen Interpreter zumeist fest im ROM verdrahtet war, es gab allerdings auch exotischere Interpreter wie z. B. Forth als als ROM-Software. Die Unterstützung der Grafik- und Soundfunktionen war sehr unterschiedlich, manche BASIC-Dialekte kamen mit sehr komfortablen Befehlssetzen, das Commdore BASIC 2.0 des Commodore64 (übrigens von Microsoft...) dagegen überhaupt nicht... da stieg man besser gleich in Maschinensprache bzw. Assembler ein.
(Wenn Programmiersprachen Länder wären: Assembler wäre Afghanistan - in der Theorie wunderschön, in der Praxis wegen all der Inkompatibilitäten der einzelnen Prozessoren ein einziger Albtraum... bleibt lieber bei C! (Connor Strynkowski auf https://www.quora.com/If-programming-languages-were-countries-which-country-would-each-language-represent))
...und die Afghanen, pardon, Maschinensprache-Coder dominierten dann auch die sich aus der Cracker-Subkultur (das waren die Leute, die den Kopierschutz von Software knackten und so den riesigen Spiele-Schwarzmarkt gerade für den Commodore64 überhaupt erst ermöglichten) entwickelnde Demo-Szene... und tun das bis heute!
Was gäbe ich darum, auch endlich MOS 6510-Assembler zu beherrschen... aber leider haben Tage nur 24 Stunden.
Jedenfalls waren die 8-bit-Heimcomputer der 1980er Jahre die letzten Computer, die ein einzelner Programmierer im Prinzip noch vollständig verstehen und beherrschen konnte... schon bei den 16-Bittern wie dem Amiga oder dem AtariST begann sich das zu ändern, und seit dem Siegeszug der IBM-Kompatiblen verschwendet niemand mehr Zeit an das »Afghanistan unter den Programmiersprachen«! Traurig...
Ansonsten: CommodoreVC20, Commodore64, Commodore128, SinclairZX80, SinclairZX81, SinclairSpectrum, SinclairQL, SchneiderCPC464, SchneiderCPC664, SchneiderCPC6128, OricAtmos, ColourGenie, Dragon32, Dragon64, SonyHitBit, MephistoPHC64, Atari400XL, Atari800XL...
...und für alle diese Rechner existierte eine Vielzahl von Zeitschriften, mit Programmierkursen und Listings zum Abtippen, noch mehr Programmier-Lehrbücher... man konnte sich für Jahre und Jahrzehnte in die Programmierung vergraben - und kann das auch heute noch!
Das Problem ist nur: die »Klassischen Computer«, wie man die Rechner aus der Zeit vor dem Siegeszug der MS-DOS/Windows-Welt nennt, werden mittlerweile als Original-Geräte sehr teuer gehandelt, einen Commodore64 mitsamt Floppy 1541 für 10 Euro wird man heutzutage nirgendwo auf der Welt mehr finden, von den selteneren Modellen gar nicht zu reden.
Und dann hat man als Computer-Oldtimersammler irgendwann auch ein Platzproblem... da bleibt nur die Emulation.
Ich muss mich unbedingt endlich mal mit dem Xerox-Alto-Emulator befassen, den ich mir vor ein paar Jahren mal runtergeladen habe!
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