Ganz neu klingen für mich in diesem Zusammenhang Worte von Alanus ab Insulis (1115-1203), einem Lehrer der Schule von Chartres, die er am Anfang und Ende (1., 8. und 9. Strophe) seines neun-strophigen »Rhythmus über die Rose« ausspricht:
Rhythmus über die Rose
„Omnis mundi creatura "Kreaturen aller Welt:
quasi liber et pictura Buch und Bild, rundum gestellt -
nobis est, et speculum. Unserm Wesen Spiegel.
Nostrae vitae, nostrae mortis, Dieses Leben, dies Verwehen -
nostri status, nostrae sortis Jähen Loswurfs ins Vergehen
fidele signaculum......“ Dauerhaftes Siegel.
Ergo clausum sub hac lege, Also lese, Mensch, dein Leben
Statum tuum, homo, lege, Unter dies Gesetz gegeben
Tuum esse respice. Kenne dich genau.
Quid fuisti nasciturus; Was du warst, eh du geboren;
Quid sis praesens, quid futurus, Was du bist, wozu erkoren:
Diligenter inspice. Dich versenkend schau.
Luge poenam, culpam plange, Strafe, traure; klag, wer böse:
Motus fraena, fastum, frange, Triebe zügel, Härte löse -
Pone supercilia. Dünkel ausgerissen.
Mentis rector et auriga Sinnes Herr und Wagenlenker!
Mentem rege, fluxus riga, Denn durch Wirrsal wahrt der Denker
Ne fluant in devia. Pfad im Ungewissen."
Alanus ab Insulis,
übertragen durch Heten Wilkens
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