Gerade fällt mir auf, dass ich keine Frau kenne, die in einer nonvirtuellen Umgebung obszönes Vokabular verwendet. Zumindest nicht, wenn ich Teil dieser Umgebung bin. Und vielleicht auch sonst nicht, vielleicht nicht einmal im Internet. So viele Frauen kenne ich ohnehin nicht und viele sind mit mir verwandt, ich bin recht zufrieden mit der Aussicht, vermutlich niemals in eine Nachmittagstalkshow einbestellt zu werden, um dort von einer lange verleugneten Base mit ungepflegten Fingernägeln und Kuckmalbluse zu meinem Sexualverhalten ausgefragt zu werden. Falls ich durchhalte, werde ich auch der letzte lebende abstinente Säufer meiner Familie sein, wobei die Frage, was besser wäre, ein lebender Trinker oder ein toter Temperenzler, gar nicht so leicht zu beantworten wäre. (Frauen müssen nicht immer betrunken sein, wenn sich sich einer obszönen Rede befleißigen, schon ein schlechtes Elternhaus kann da Wunder wirken.) Wie ich jetzt darauf komme? Meine Schwester, des Trinkens wie der schlüpfrigen Rede unverdächtig, aber das gehört, beiläufig, nicht hierher, bemerkte vor einigen Tagen, als sie mich zum ersten Mal seit Wochen sah, ich hätte eine Statur wie ein Bauarbeiter bekommen. Warum nur ist es soviel einfacher, an erotische Aufnahmen von als Bauarbeiter verkleideten Homosexuellen zu kommen, als an trinkfreudige Schwestern, die keine russischen Schwarzarbeiter beschäftigen? Ach man kann zuweilen reden und reden, schreiben und schreiben was und wie man will, trunkeneRede, schmutzigeKonversation, was hätte das alles für einen Sinn, solange ein deutscher Handwerksmeister 65 € die Stunde für eine Tätigkeit nimmt, die einem ein - bekleideter! - Russe für ein Drittel des Preises abnimmt? Die deutschen Innungshengste könnten im Zobel auftreten, am Ende, wenn die Rechnung kommt, greift man dann doch wieder zum Schnaps. Oder stellt ein paar obszöne Sätze ins Internet, 'Nehme jede Arbeit an' und so.
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