Die Xenophobie (griechisch ξενοφοβία - Fremdenangst, Fremdenfeindlichkeit, Kompositum aus ξένος, xénos − der „Fremde“, der „Gast“ und φόβος, phóbos − „Furcht“) bezeichnet die Scheu oder Furcht vor dem Fremden. Xenophobie ist eine ablehnende Einstellung und Verhaltensweise gegenüber anderen Menschen und Gruppen, die vermeintlich oder real fremd sind (z. B. durch fremde Herkunft, Kultur, Sprache). Sie kann sich durch Furcht, Meidung, Geringschätzung, Spott oder Feindseligkeit ausdrücken, die bis hin zur Gewalt reicht. Teilweise wird der „Fremde“ als Quelle unvorhersehbarer Gefahren gescheut.
Der Begriff Xenophobie steht im Gegensatz zur Xenophilie (Fremdenfreundlichkeit) und in einem gewissen Spannungsverhältnis zum Exotismus, einer Art naiven, quasi voyeuristischen Xenophilie, mit welchem er gewisse konstituierende Merkmale gemein hat, z. B. das Postulat der eigenen, meist kulturellen, Überlegenheit.
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1 Wurzeln
2 Formen
3 Verweise
3.1 Interne Verweise
3.2 Literatur
3.3 Weblinks
Wurzeln [Bearbeiten]Xenophobie hat kulturelle, ebenso wie biologische und ökonomische Wurzeln:
Biologisch: Tierarten verteidigen das eigene „Territorium“ gegen Eindringlinge. Inwieweit es sich bei Xenophobie des Menschen um biologische Determinanten, durch Sozialisation erworbenes Verhalten bzw. in engem Rahmen freie Entscheidungen handelt, ist umstritten. Was im konkreten Fall als »fremd« wahrgenommen (und abgelehnt) wird, hängt allerdings nachweislich in erster Linie von historisch-kulturellen Faktoren ab.
Kulturell: Alles soziale Handeln ist kulturell überformt, d. h. kollektive Distanz und Feindseligkeit ist erworbene Grundstimmung (siehe auch Mentalität einer Gesellschaft). So sind Stammesgesellschaften, aber auch ländliche Gesellschaften mit Grundbesitzerstrukturen, deren Traditionen stark auf fixierten Regel beruhen, Neubürgern gegenüber eher zurückhaltend bis ablehnend eingestellt. Auch die vorherrschende Religion hat nachweislich großen Einfluss auf die beobachtbare Haltung gegenüber Fremden. Ein vergleichbar langsamer sozialer Wandel begünstigt xenophobe Reaktionen. Nach Pierre Bourdieu steigt die Möglichkeit, Xenophobie zu verringern mit der Komplexität der Gesellschaft.
Ökonomisch: Das Eindringen fremder Waren in Gestalt von neuartigen Techniken kann ebenso wie das Auftreten von, in einer bestimmten Kultur unbekannten, Kauf- oder Fachleuten Furcht erwecken und Fremdenscheu hervor bringen.
Formen [Bearbeiten]Auf einigen Inseln hat sich im Zuge einer xenophoben Entwicklung, in der das Moment der Furcht hervorsticht, der so genannte politische Nativismus entwickelt. Der Nativismus betont die angebliche Überlegenheit der eigenen Herkunft und ethnischen Zugehörigkeit gegenüber dem „nur Zugezogenen“, Fremden. Dies ist ebenso ein Forschungsgebiet für Politikwissenschaftler wie für Ethnologen wie die Frage, warum extrem feindselige, gewalttätige Ethnien neben sehr aufgeschlossenen, friedlichen Völkern aus der gleichen Herkunft entstehen und koexistieren konnten (Beispiel der historischen nordamerikanischen Indianervölker).
Xenophobie äußert sich in weniger dramatischen Fällen als Kommunikationsverweigerung, neuzeitliche Extremformen waren Religionshass (wie der ältere Antisemitismus), Nationalhass oder Homophobie.
Zum Rassismus besteht insofern eine Verwandtschaft, als rassistische Propaganda xenophobe Haltungen aufzunehmen und zu verstärken sucht. Allerdings sind Rassismus und Xenophobie nicht gleichzusetzen. So wurden im rassistischen deutschen Nationalsozialismus einheimische „Nichtarier“ (z. B. Juden) beispielsweise viel schlechter behandelt als ausländische „Arier“ (z. B. Skandinavier und andere Nord- und Westeuropäer).
Verweise [Bearbeiten]
Interne Verweise [Bearbeiten]Heterophobie, Homophobie, Xenologie, Xenophilie, Exotismus, Rassismus, Mentalität, Othering
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